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Oberhessische Zeitung (Alsfeld) vom 26.04.2005

Kommentar

Rasche Fusion

Wochenlang wurden immer lauter werdende Gerüchte seitens der Sparkasse Vogelsbergkreis heftig dementiert: An Fusionsgerüchten sei wirk!ich nichts dran, mit benachbarten Sparkassen würden lediglich regelmäßig strategische Gespräche zur erfolgreichen Ausrichtung für die Zukunft" geführt. Am Freitag nun wurde die beabsichtigte Fusion der Sparkasse Wetterau und der Sparkasse VogeJsberg kreis besiegelt. Noch drei Tage zuvor hatte es aus der Vorstandsetage geheißen: "Es gibt nichts Konkretes."

Die Hauptmatadoren der Sparkassen waren wohl kräftig unter Zugzwang, nachdem es Zeitungsveröffentlichungen über die zuvor geheimgehaltenen Verhandlungen gegeben hatte. Erste Gespräche liefen bereits Ende September des vergangenen Jahres, wie der Vogelsberger Sparkassen-Chef Gerald Beckmann bestätigte. Für Beckmann sind die Wetterauer "der beste Partner, die Chemie zwischen den Vorständen stimmt". Regionale Verbünde müssten immer da geschlossen werden, wo schon eine Wirtschaftsregion bestehe. Etwa durch die Industrie- und Handelskammer Gießen-Friedberg, die Oberhessische Versorgungs AG oder auch die regionalen Verkehrsbetriebe der Landkreise Wetterau, Vogelsberg und Gießen, die zur "Verkehrsgesellschaft Oberhessen" verschmelzen.

Dass für die Vogelsberger Sparkasse wirtschaftliche Gründe und Probleme, im Kreditgeschäft für die schnelle Fusion mit dem starken Partner aus der Wetterau ausschlaggebend waren, bestreitet Beckmann vehement, allein strategische Gesichtspunkte führt er an. Wenngleich er einräumt, dass die Sparkasse Vogelsbergkreis durch die schnelle Fusion ihre Zukunft selber bestimmt habe, "bevor dies andere tun konnten". Die Globalisierung mache auch vor der Region nicht halt. betont der 60-jährige Beckmann. der. bevor er sich aus dem aktiven Geschäft zurückzieht, "geordnete Strukturen" übergeben möchte.

Die Sparkasse Oberhessen wird mit einer Bilanzsumme von 4,6 Milliarden Euro (die Sparkasse Wetterau hat allein 3,4 Milliarden) die viertgrößte in Hessen. Mit dieser Größe ist sie potenzieller Übernehmer und kein Übernahmekandidat mehr. Sicher ist: Die Region Oberhessen erlebt eine Aufwertung, stärkt ihre Identität.

Jetzt, so formuliert es Beckmann, "beginnt die Kärrnerarbeit". Zumindest bezüglich des Verwaltungsratsvorsitzes scheint eine Synergielösung bereits gefunden: Es zeichnet sich eine Wechsellösung zwischen den Landräten beider Kreise ab. Unruhe herrscht zurzeit in der Mitarbeiterschaft der heimischen Sparkasse, Angst vor weiteren Entlassungen geht um. Diesbezüglich gibt es derzeit "noch keine Konzeption", sagt ßeckmann, schließt jedoch einen "Kahlscblag" aus.

Claudia Kempf