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Frankfurter Rundschau, Freitag, 17. November 2006

INTERVIEW : „Mittelstand verliert"

Udo Bullmann warnt vor möglichen Folgen der geplanten Reform des hessischen Sparkassengesetzes.

Frankfurter Rundschau: Die Landesregierungsagt, sie will die Sparkassen stärken. Was haben Sie dagegen einzuwenden?

Bullmann: Entweder sagt die Regierung nicht, was sie eigentlich will. Oder sie weiß nicht, auf was sie sich einlässt. Mit ihrem Gesetz jedenfalls würden die Sparkassen nicht gestärkt, sondern geschwächt.

FR : Nur weil den Sparkassen gegenseitige Beteiligungen erlaubt werden?

Hessens Sparkassensektor wird damit aufgebrochen. Das Regionalprinzip und die Gemeinwohlorientierung werden unnötig in Gefahr gebracht.

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Udo Bullmann ist Wirtschaftsexperte der SPD im EU-Parlament.(Bild : Rolf Oeser)
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FR : Wieso das denn?

Die Landesregierung will durch die Bildung von Stammkapital erlauben, dass sich die Landesbank, die Sparkassen und deren Träger bei einer anderen Sparkasse einkaufen können. Koch gibt vor, so den Kreis der Käufer begrenzen zu können. Niemand kann aber ausschließen, dass private Banken klagen und das Recht fordern, sich ebenfalls beteiligen zu dürfen. Oder dass sich die EU-Kommission einmischt und eine Benachteiligung privater Interessenten rügt.

FR : Wer wäre Verlierer einer Privatisierung?

Kleinsparer, die auf ein dichtes Filialnetz in ihrer Nähe angewiesen sind. Mittelständler, die günstige Kredite suchen. Sie alle profitieren von Sparkassen, weil die gerade nicht auf Profitma-ximierung ausgerichtet sind.

Interview: Detlef Fechtner