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taz.de vom 16.06.2009
Die erfolgreichste Technik der Sonnenernte ist jene auf den
Dächern
Hausdach statt Wüste
KOMMENTAR VON BERNWARD JANZING
Den Spruch hat man in den letzten Jahrzehnten so oft gehört, dass
er langweilt: "Solarenergie kann man in der Wüste nutzen, aber
doch nicht bei uns." Der Satz kam immer von jenen, denen daran gelegen
war, die erneuerbaren Energien zu bremsen. Man versuchte mit Visionen
das Naheliegende abzubügeln.
Bei dem nun geplanten Desertec-Projekt ist die Motivation eine andere -
zumindest bei einem Teil der Akteure. Der Münchener Rück und
dem Club of Rome kann man glauben, dass sie getrieben sind vom Ziel
einer ökologischen Energiewende und nicht vom Streben nach
Blockade. Daher verdient das Projekt, Solarkraftwerke in afrikanischen
Wüsten zu bauen, eine aufgeschlossene Betrachtung.
Vorsicht ist gleichwohl in einem Punkt angebracht: Es darf keinesfalls
passieren, dass die Wüstenpläne dem Ausbau der dezentralen
Solarkraft in Deutschland auch nur den geringsten Schaden zufügen.
Sollte die Politik eines Tages mit Verweis auf den Saharastrom den
heimischen Solarstrom bremsen, wäre das fatal. Denn auch
angesichts der neuerlichen Verheißungen muss man sachlich
festhalten, dass die erfolgreichste Technik der Sonnenernte jene auf
den Dächern ist. Bereits in drei bis spätestens fünf
Jahren wird der Strom vom Hausdach in Deutschland billiger sein als
jener aus der Steckdose. Die ökonomische Latte für den
Wüstenstrom liegt also hoch: Der dezentral erzeugte Solarstrom
wird vielleicht für immer die billigere Option bleiben. Denn die
höhere Sonneneinstrahlung im Süden wird die Kosten der
gigantischen Übertragungsnetze womöglich nie kompensieren
können.
Der bevorzugte Ausbau der heimischen Solarenergie ist folglich
zwingend - aus Sicht der Ökonomie wie aus Sicht der
Energieautonomie. Denn auch das darf nicht vergessen werden: Als
politisches Druckmittel lässt sich der Strom vom eigenen Dach
nicht missbrauchen. Im Gegensatz zu jenem
aus solaren Großkraftwerken.
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Bernward Janzing
ist studierter Geowissenschaftler und arbeitet als freier Journalist in
Freiburg. Die Energiemärkte sowie die effiziente - und
kostensparende - Nutzung von Energie zählen seit Jahren zu den
Schwerpunkten seiner Arbeit. (Foto: privat)
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