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Produzenten-Vereinigung befürchtet eine Destabilisierung des Marktes-

Goldbranche hält Abbau deutscher Bestände für kontraproduktiv

HANDELSBLATT, 9.4.2002

ret FRANKFURT/M. Der World Gold Council (WGC) empfiehlt, dass die Bundesbank kein Gold verkauft. „Sie sollte an ihren Goldbeständen festhalten", sagte WGC-Sprecher Benedikt Koehler. Bundesbank-Präsident Ernst Welteke hatte jüngst eine Diskussion über eine mögliche Reduzierung deutscher Goldreserven ausgelöst und laut über eine Umschichtung in Aktien und Anleihen nachgedacht.

Der WGC geht aber davon aus, dass die führenden Zentralbanken Europas ihre im September 2004 auslaufende Vereinbarung über den marktschonenden Verkauf ihrer Goldbestände verlängern werden. Dabei sei es durchaus möglich, sagt Koehler, dass die Verlängerung der Vereinbarung zukünftig mehr europäische Notenbanken umfassen werde. Die Vereinbarung sieht vor,
dass die Notenbanken jährlich nicht mehr als 400 Tonnen verkaufen dürften. Bislang seien im Rahmen dieses fünfjährigen Abkommens rund 1030t verkauft worden. Rund 9701 stehen noch aus.

„Goldverkäufe der Notenbanken haben den Goldpreis in den vergangenen Jahren destabilisiert", sagte Koehler. Dabei sei es nicht im Interesse der Notenbanken, die Bestände ungeordnet abzubauen, kommentierte Robert Pringle vom WGC. Weltekes Äußerungen bezeichnete er als einen „Schock für den Goldmarkt". Vielleicht habe Welteke lediglich die öffentliche Meinung in Deutschland testen wollen. Der Tausch von Goldreserven in Dollaraktiva wie Anleihen und Aktien erhöhe das Risiko, sagte Pringle. Dem britischen Schatzamt etwa seien durch Gold-Versteigerungen von Juli 1999 bis März 2002 Wertverluste in Höhe von 175 Mill. Pfund entstanden. Von den weltweit produzierten 140 000 Tonnen Gold werden nach Angaben der Branchenvereinigung führender Goldproduzenten rund 311501 von Notenbanken gehalten. Über die größten Goldreserven verfügen die Notenbanken in den USA (8 1491) und Deutschland (3 4571). Die USA haben erklärt, an ihren Goldreserven festhalten zu wollen. Die Reservehaltung einer Zentralbank ziele nicht nur auf fortlaufende Ertragsmaximierung, sagte Pringle. Vielmehr diene sie auch der Bildung von Vertrauen in die Solidität der Finanzsysteme. „Die Euro-Ein-führung wird nur dann erfolgreich sein, wenn Vertrauen in die Kontinuität einer stabilitätsorientierten und krisenfesten Reservepolitik bewahrt wird." Ein Abbau der Goldreserven sei kontraproduktiv.