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Oberhessische Zeitung (Alsfeld) 04.09.2004

Kunden mit Gasheizung müssen sich warm anziehen

GWV Osthessen verteidigt bevorstehende deutliche Erhöhung der Gaspreisc gegen Kritik

VOGELSBERGKREIS (vn). Egal, wie kalt der nächste Winter wird: Die Gasverbrauchcr im Vogelsbergkreis müssen sich warm anziehen, denn zum l. Januar werden die Gaspreise für Tarifkunden deutlich erhöht - nur der Umfang ist noch unklar. An der bisherigen Praxis, die Gas- an die Ölpreise zu koppeln, gibt es nun Kritik.

41 000 Kunden in den Landkreisen Fulda, Main-Kinzig und Vogelsberg, darunter auch in Alsfeld und Homberg, beziehen ihr Gas von der GWV, die das aus Russland und der Nordsee stammende Erdgas bei dem Großhändler Gas-Union in Frankfurt kauft.

In den vergangenen Tagen haben der Stromkonzern RWE und mehrere Gasversorger Preiserhöhungen von bis zu zehn Prozent angekündigt. Der norddeutsche Versorger EWE hat mitgeteilt, er plane sogar einen Aufschlag von 11,8 Prozent. Ruhrgas hatte im Mai erklärt, man rechne mit einer Anhebung um sieben bis acht Prozent. Tatsächlich falle die Erhöhung jetzt aber geringer aus, hieß es bei der Ruhrgas. "Wie hoch die Erhöhung in Osthessen sein wird, können wir noch nicht sagen", erklärte Klaus Moll, Vertriebsleiter der Gas- und Wasserversorgung (GWV) Osthessrn in Fulda. Die Heizölpreise, die die Entwicklung der Gaspreise vorgäben, zeigten jedenfalls "eine deutliche Aufwärtsentwicklung".

Politik und Wirtschaftsverbände üben Kritik an den angekündigten Preiserhöhungen für Erdgas. Verbraucherschutzministerin Renate Künast (Grüne) verlangte, die Energiekonzerne müssten die drastischen Steigerungen erklären, damit der Verhraucher nachvollziehen könne, "was begründet und was reine Abzocke ist", so Künast. Die Koppelung der Gas- an die Ölpreise sei überholt.

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Die gesamte Lieferkette ist gleichermaßen an den Ölpreis gebunden."
Klaus Moll, Vertriebsleiter GWV Osthessen.
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Auch das Bundeskartellamt fordert von den Gasversorgern eine schlüssige Begründung für die Erhöhung der Gaspreise. Behördenchef Ulf Böge kritisierte, dass die Gaspreise bei den privaten Haushalten doppelt so hoch stiegen wie die Preise für das importierte Gas. Wie Ministerin Künast stellte er die Frage, "ob die Ölpivishindiing noch zeitgemäß ist."

Preisbindung seit 50er Jahren

"Über diese Koppelung können wir allein gar nicht entscheiden. Schon die Preise der Erdgaslieferungen, die wir einkaufen, sind an die Entwicklung der Ölpreise gebunden. Die gesamte Lieferkette ist gleichermaßen an den Ölpreis gebunden", erläuterte Moll. Die Preisbindung sei Bestandteil der Verträge zwischen den Gasimporteuren und den meist ausländischen Gaserzeugern. Die Importeure gäben die Preisveränderungen an ihre Abnehmer wie die GWV weiter. Eine gesetzliche Regelung besteht nicht.

Die Preisbindung hat eine lange Geschichte: Sie schützte in den fünfziger Jahren die Investoren beim Aufbau des Netzes aus Gaspipelines und -speichern vor abrupten Änderungen der Wettbewerbsfähigkeil von Gas.

Für die Großkunden der GWV ändert sich der Preis noch schneller: Die nächste Erhöhung wird sehr wahrscheinlich bereits am 1. Oktober erfolgen. Der Heizölpreis habe sich vom l. Januar bis heute um 7,2 Prozent erhöht, rechnet Moll vor.