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Oberhessische Zeitung (Alsfeld) Dienstag, 19. April 2005 - Seite 15

Zukunft des Sparkassenwesens im Gespräch

Vorstand Beckmann: Sparkassenvorstand sondiert Mehrheitsfähigkeit von Lösungen - Fusion nicht ausgeschlossen

Von Norbert Gregor Günkel

VOGELSBERGKREIS. Das Sparkassenwesen in Mittelhessen steht vor einer neuen Struktur. Dabei scheint es vor allem um die Sparkasse Vogelsbergkreis und die Sparkasse Wetterau zu gehen, deren Fusion nicht ausgeschlossen ist. Sparkassen-Vorstand Gerold Beckmann bestätigte Gespräche "über die Zukunft des Sparkassenwesens in Mittelhessen", wollte aber zu einer Fusion mit der Wetterauer Schwester keine Stellung nehmen. Mit einer Entscheidung zwischen den beiden Instituten rechnen Insider in den nächsten drei oder vier Wochen.

Die vergangenen Jahre waren für Kreditinstitute insgesamt nicht leicht, die schwierige wirtschaftliche Lage hat ihre Spuren im Kreditgeschäft hinterlassen. Probleme hat dadurch nicht zuletzt die Sparkasse Vogelsbergkreis bekommen, die in der Bilanz 2004 hohe Wertberichtigungen für "faule" Kredite einstellen musste. Das angekündigte Sparprogramm, das der Öffentlichkeit häppchenweise präsentiert wurde, belegt die schwierige Situation des Instituts. Vor dem Hintergrund solcher Gespräche gewinnen die Maßnahmen einen anderen Stellenwert: Je einschneidender das Sparpaket greift, desto höher wäre der "Marktwert" der Vogelsberger Sparkasse.

Seit Ende des vergangenen Jahres schon halten sieh Gerüchte über Gespräche der Sparkasse über ihre Zukunft. Was Gerold Beckmann zusammen mit Verwaltungsratsvorsitzendem Rudolf Marx "strategische Überlegungen zum Sparkassenwesen der Zukunft in Mittelhessen" nennt, ist inzwischen offenbar sehr viel konkreter geworden. Der Vorstand der Sparkasse sondierte nämlich bereits bei den Spitzen der Koalitionsfraktionen von CDU, FWG und FDP, welche Option politisch durchsetzbar wäre.

Denn, so zählt Beckmann immerhin auf, die Sparkasse hätte sieben potenzielle Partner aus Nachbarkreisen. "In die engere Wahl" sind aber offenbar Fulda und die Wetterau gekommen. Die politische Gesprächsrunde gab nach Informationen der OZ eine eindeutige Präferenz für die Wetterauer Lösung ab. Der Kreistag hat als Parlament des Gewährträgers über die Zukunft der Sparkasse zu entscheiden. Wenn die beiden Institute die Entscheidung der Kreistage aus dem Kommunalwahlkampf heraus halten wollen, pressiert es mit konkreten Vorschlägen.

Was Inhalte angeht, wiegeln Beckmann und Marx übereinstimmend ab - es gebe nichts Konkretes. Das allerdings war schon im Dezember zu hören, als politische Sondierungen noch nicht für notwendig erachtet wurden. Wenn es bereits in wenigen Wochen konkrete Ergebnisse geben soll, kann der derzeitige Stand der Dinge so unverbindlich nicht sein.

Offene Fragen gibt es indessen auf der Seite der Wetterauer Politik. Denn die Spitzen im Kreishaus sind gegenwärtig keineswegs intensiv in Gespräche eingebunden, die in wenigen Wochen über die Bühne sein sollen. In Friedberg wird mit wenig Begeisterung gesehen, dass die gute Bilanz der eigenen Sparkasse getrübt werden könnte durch die Übernahme der Vogelsberger Schwester.