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KOMMENTAR: EON CONTRA HESSEN

Furchtloser Stromrebell

Die Aktionäre von Eon und RWE dürfen sich freuen. Börsenexperten haben die Kursziele für die Aktien der Stromkonzerne noch weiter nach oben geschraubt. "Outperform" nennt man das. Überragend, mehr als super, sozusagen.

Dafür, dass das so bleiben soll, tun die Konzerne, was sie können. Eon, Deutschlands größter Energieversorger, nimmt sich nun offenbar Hessens furchtlosen Stromrebellen, CDU-Wirtschaftsminister Alois Rhiel, zur Brust. Er denkt an eine Klage, weil Rhiel erstmals von der Praxis abwich, beantragte Strompreiserhöhungen kommentarlos auf breiter Front durchzuwinken. Das ist Eons gutes Recht. Doch deutlicher lässt sich nicht zeigen, dass das traditionelle Einvernehmen zwischen den "Stromern" und den Politikern aufzubrechen beginnt.

Mehr als zwei Drittel der 904 deutschen Stromanbieter woll(t)en am 1. Januar ihre Preise erhöhen. Schon jetzt ist klar, dass ein großer Teil damit nicht durchkommen wird. Denn Rhiels Beispiel macht in anderen Bundesländern Schule. Immer mehr Versorger sehen sich mit kompletten oder teilweisen Kürzungen des beantragten Aufschlags konfrontiert. Und das mit gutem Grund.

Soeben hat der Präsident des Bundeskartellamts, Ulf Böge, unterstrichen, woran der deutsche Strommarkt krankt: Es fehlt Konkurrenz. Die vier Großen, Eon, RWE, Vattenfall und EnBW, haben den Markt so sauber aufgeteilt, dass keiner dem anderen wehtut. "Sie haben den Wettbewerb gegeneinander weitgehend eingestellt", sagt Böge trocken. Marktwirtschaft ist da nicht.

Joachim Wille

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Dokument erstellt am 22.12.2005 um 17:32:10 Uhr
Erscheinungsdatum 23.12.2005