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Oberhessische Zeitung (Alsfeld) vom 17.05.2005

Kommentar

Chance vertan

Von Rolf Obertreis, Frankfurt

Für die rund 2000 Mitarbeiter der Frankfurter Sparkasse (Fraspa) ist es eine gute Nachricht. Sie finden nach zwei Jahren der Unsicherheit Unterschlupf bei einem stabilen und rentablen Bankkonzern. Ob die Übernahme der angeschlagenen Fraspa durch die Landesbank Hessen-Thüringen freilich ein gutes Signal ist für den Bankenplatz Deutschland, steht auf einem anderen Blatt.

Einen Beitrag zur überfälligen Konsolidierung des überbesetzten Marktes ist der Schritt jedenfalls kaum. Dabei hätte sich endlich einmal die Chance geboten, die anachronistischen Grenzen zwischen Sparkassenlager und privaten Banken aufzubrechen. So bleibt alles beim Alten. Ohnehin war fragwürdig, dass die Eigentümer der Fraspa - die Stadt und ein honoriger Bürgerverein -exklusiven Verhandlungen mit der Helaba ihren Segen gaben, statt den Verkauf über eine offene Ausschreibung zu organisieren. Dies hätte möglicherweise mehr Geld gebracht.

Geld, dass zu einem erheblichen Anteil auch dem Steuerzahler und insbesondere den Frankfurter Bürgern zusteht. Von Anfang an ging es nicht um eine marktwirtschaftlich saubere Abwicklung - der Verkauf der Fraspa war ein Politikum. Hessens Ministerpräsident Roland Koch propagiert einen starken staatlichen, von Land und Kommunen getragenen Bankkonzern, weil sich angeblich nur so Strukturpolitik betreiben lässt. Auch wenn der CDU-Politiker im Prinzip dem Rückzug des Staates aus der Wirtschaft seit Jahren das Wort redet. Aber Landesbanken sind der Politik immer noch heilig.

Der Wunsch nach starken Banken in diesem Land scheitert nicht nur an den Kreditinstituten, sondern auch die Politik legt weiter dicke Steine in den Weg. Und stärkt damit letztlich auch den Einfluss ausländischer Institute in diesem Land. Mit dem Fall Fraspa wurde eine Chance vertan. Wann eine neue Gelegenheit kommt ist nicht abzusehen.