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Fraspa-Verwaltungsräte sollen gehen

Bankenaufsicht fordert Vorsitzenden Stüve und Ex-Sparkassen-Chef Wächter zum Rücktritt auf

Die Frankfurter Sparkasse kommt nicht aus den Schlagzeilen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat Verwaltungsratschef Jürgen Stüve aufgefordert, sein Amt niederzulegen. Auch der frühere Vorstandschef Klaus Wächter soll aus dem Aufsichtsgremium zurücktreten.

VON THOMAS STROHM

Frankfurt a.M. · 2. April · Offiziell wollte sich am Freitag keiner der Beteiligten äußern. Stüve und Wächter waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, die Frankfurter Sparkasse (Fraspa) kommentiert Angelegenheiten des Verwaltungsrats grundsätzlich nicht und auch von der Bafin gibt es keine Bestätigung. Aus dem Umfeld der Sparkasse ist aber zu hören, dass die Bankenaufsicht den seit März 2002 amtierenden Verwaltungsratsvorsitzenden Jürgen Stüve in einem Schreiben aufgefordert hat, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Zudem soll Wächter, der erst zum Jahreswechsel vom Posten des Vorstandssprechers, den er seit 1989 inne hatte, in den Verwaltungsrat gewechselt ist, nach dem Willen der Finanzaufseher zurücktreten.

Die Finanzaufsicht muss es indes bei der - äußerst ungewöhnlichen - Aufforderung an Stüve und Wächter bewenden lassen. Anders als bei Vorständen kann sie Verwaltungsratsmitglieder nicht zwingen, ihr Amt aufzugeben. Die Rede ist davon, dass die Bafin in den beiden die Verantwortlichen für die Lage der Fraspa sieht. Über die Details und auch eventuell darüber hinausgehende Gründe für das drastische Eingreifen der Aufsicht wird am Finanzplatz spekuliert.

Die Bafin unterzieht die Fraspa seit Mitte Februar einer Sonderprüfung. Anfang März war Wächter-Nachfolger Alexander Kolb, der von der Hypo-Vereinsbank zur Fraspa kam, nach nur wenigen Wochen im Amt des Vorstandssprechers überraschend zurückgetreten. Über die genauen Hintergründe wird noch immer gerätselt. Einen Zusammenhang zwischen Rücktritt und Sonderprüfung schließt die Fraspa jedoch ausdrücklich aus.

Mitte März hatte der amtierende Vorstandssprecher Andreas Goßmann bekannt gegeben, dass der von Wächter im Dezember vorgelegte vorläufige Jahresabschluss korrigiert werden muss. Der Wertberichtigungsbedarf und die Risikovorsorge fielen deutlich höher aus als im Dezember erwartet. Die zusätzlichen Belastungen seien Ende des vergangenen Jahres noch nicht vorhersehbar gewesen und müssten noch im Abschluss berücksichtigt werden, sagte Goßmann - ohne konkrete Zahlen zu nennen. Die will die Fraspa-Spitze erst Ende April vorlegen. Unter dem Strich könnte die Frankfurter Sparkasse für das Geschäftsjahr 2003 möglicherweise aber - trotz gestiegener Erträge - einen Verlust ausweisen. Wächter war im Dezember noch von einem mageren Gewinn von rund zehn Millionen Euro ausgegangen.

Stüve und Wächter sitzen beide für die Polytechnische Gesellschaft - ein Verein verdienter Bürger - im Verwaltungsrat des Kreditinstituts; diese ist zu 60 Prozent Träger der Fraspa, die Stadt Frankfurt zu 40 Prozent. Im Aufsichtsgremium hat die Stadt vier, die Polytechnische Gesellschaft sechs Sitze; Arbeitnehmervertreter stellen zudem fünf Mitglieder des 15-köpfigen Aufsichtsgremiums. Stellvertreter des Verwaltungsratsvorsitzenden Stüve ist der Frankfurter Kämmerer Horst Hemzal (CDU).

Die neuerliche Unruhe trifft die Fraspa zu einem Zeitpunkt, an dem die Weichen für die Zukunft des Geldinstituts gestellt werden sollen. Hessens Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) will die Sparkassenlandschaft am Finanzplatz neu ordnen und die Frankfurter Sparkasse mit der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in einem Holding-Modell verschränken - ohne dass er bisher im Detail erläutert hat, wie. Rhiel strebt die Verwirklichung bis zum Sommer an. Ein Zeitplan, der unter Beobachtern zumindest als ambitioniert gilt.

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Dokument erstellt am 02.04.2004 um 18:24:56 Uhr
Erscheinungsdatum 03.04.2004