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Aktuell
Deutschland behält Streubomben
Bei der Internationalen Konferenz zur weltweiten Ächtung von
Streumunition ist Deutschland in den Mittelpunkt der Kritik geraten.
Wie die Nicht-Regierungsorganisation Handicap International zum
Abschluss der Konferenz am Freitag in Wien mitteilte, habe sich die
deutsche Delegation bei dem Treffen von mehr als 130 Ländern gegen
ein vollständiges Verbot dieser Munition gewehrt, die vor allem
unter der Zivilbevölkerung Opfer fordert.
Die deutsche Vertretung habe verlangt, über mehrere Jahre
Spezialmunition zuzulassen, die über einen Mechanismus zur
Selbstzerstörung verfüge. Das deutsche
Verteidigungsministerium verwies am Freitag in Berlin auf einen
Beschluss der Bundesregierung von 2006: Die Bundeswehr verzichte auf
Streubomben, die eine höhere Blindgängerquote als ein Prozent
hätten.
Das Aktionsbündnis Landmine beklagt: "Offensichtlich geht es der
Bundesregierung mehr um den Schutz ihrer Waffenbestände und um die
Interessen der deutschen Rüstungsindustrie als um den Schutz von
Zivilisten." Deutschland gehöre zu den Staaten, die über
Streumunition in zweistelliger Millionenauflage verfügten und
dafür Milliardensummen ausgegeben hätten.
Streumunition ist so gefährlich, weil sie aus Hunderten kleiner
Sprengkörpern besteht. Diese liegen als Blindgänger weit
verstreut und gefährden noch lange nach einem Krieg die
Zivilbevölkerung. Insbesondere spielende Kinder, die
Munitionsreste finden, werden immer wieder getötet oder
verstümmelt.
Österreich hatte am Donnerstagabend als zweites Land der Welt
(nach Belgien) die Anwendung, Herstellung und Lagerung derartiger
Bomben und Granaten verboten. Die Bestände sollen binnen 18
Monaten zerstört werden. Nur bei der Ausbildung etwa von
Minensuchern darf Streumunition weiter verwendet werden.
Österreich verfügt laut Nachrichtenagentur APA noch über
einen Bestand von 10 000 dieser Waffen.
Die Konferenz habe insgesamt "beachtliche Fortschritte" erzielt, sagte
Thomas Nash, Koordinator der Anti-Streubomben-Koalition CMC. Die Tagung
habe eine "Wende herbeigeführt", sagte der Vertreter der
Nichtregierungsorganisation. Der österreichische Diplomat Wolfgang
Petric sagte, bei den Debatten hätten sich "die Konturen eines
Abkommens" herauskristallisiert: "Eine Mehrheit der Staaten ist
für einen Bann." Es sei "nur eine Frage der Zeit und des
Beharrens". dpa/ap
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Dokument erstellt am 07.12.2007 um 17:16:02 Uhr
Erscheinungsdatum 08.12.2007