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Oberhessische Zeitung vom 10.05.2007, Wirtschaft, Seite 9

Commerzbank bleibt im Rennen um Kauf der Landesbank Berlin

Finanzvorstand Strutz: Werden nicht überbezahlen - Gutes Ergebnis für erstes Quartal vorgelegt

FRANKFURT (otr). Während immer mehr potenzielle Bieter aussteigen, will die Commerzbank im Rennen um den Zuschlag für die Landesbank Berlin weiter ernsthaft mitmischen. „Wir werden nicht aussteigen, wir stecken mitten in der Prüfung der Landesbank", sagte ein hochrangiger Manager in Frankfurt.

Commerzbank-Finanzvorstand Eric Strutz meinte bei der Erläuterung des Quartalsberichts, das Interesse seines Hauses dürfe nicht unterschätzt werden. Ein Kauf der Landesbank Berlin und damit der Berliner Sparkasse würde den Marktanteil der Commerzbank im bundesweiten Privatkundengeschäft von nur 2,5 Prozent zumindest in Berlin mit einem Schlag „um ein Vielfaches" erhöhen. Derzeit betreibt das Institut in Berlin rund 60 Filialen, der Marktanteil liegt damit bei sechs bis acht Prozent. Die Chancen für den Zuschlag für sein Haus beziffert Strutz angesichts von offenbar nur noch vier verbliebenen Bietern auf 25 Prozent.

Angesichts steigender Gewinne erachtet sich die Commerzbank als stark genug für die Übernahme der Landesbank Berlin. „Wir wollen weiter wachsen. Dafür nehmen wir auch Geld in die Hand und scheuen nicht vor Akquisitionen zurück", sagte Strutz. Ob man freilich die derzeit offenbar im Räume stehenden fünf Milliarden Euro zahlen will, lässt er offen. Man werde „nicht überbezahlen". Die Commerzbank will aber auf jeden Fall weiter in Mittel- und Osteuropa investieren.

In den ersten drei Monaten 2007 konnte die zweitgrößte private deutsche Großbank ihr um Einmalbeträge bereinigtes Betriebsergebnis um 55 Prozent steigern. Verglichen mit Vorjahr waren 908 Millionen Euro allerdings gut fünf Prozent weniger. Vor einem Jahr war das Ergebnis aber von den Erlösen aus dem Verkauf der Korea Exchange Bank geprägt. Auch der Gewinn nach Steuern war deshalb im ersten Quartal mit 609 Millionen Euro 18 Prozent niedriger als vor Jahresfrist. Weil vor allem das Geschäft mit dem Mittelstand und mit Privatkunden gut läuft, ist Strutz zuversichtlich, dass die Renditeziele für 2007 übertroffen werden. Bislang peilt die Bank gut 12 Prozent nach Steuern an. Im ersten Quartal waren es, auf das gesamte Jahr hochgerechnet, schon 19,6 Prozent.

Unterdessen ist die WestLB aus dem Milliarden-Poker um die Landesbank Berlin ausgestiegen. Die möglichen Synergie-und Ertragspotenziale rechtfertigten den Preis für die WestLB nicht, hieß es in Branchenkreisen. Sollte sich der Berliner Senat statt für einen Verkauf des Landesanteils an der Landesbank Berlin für einen Börsengang entscheiden, habe die WestLB jedoch Interesse an einem Aktienerwerb signalisiert, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Die WestLB wollte sich zwar nicht äußern. Der Ausstieg der WestLB wurde aber in Eigentümerkreisen bestätigt.