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Cross Border Theater beim RVR
(Veröffentlicht: David Schraven bei http://www.ruhrbarone.de/ )
Ich habe vor einer Woche über das Theater beim Regionalverband
Ruhr rund um das Cross-Border-Leasing geschrieben. Nun, das
Durcheinander und die Panik gehen weiter. Es geht um alles. Nach meinen
Informationen bemüht sich der Verband derzeit mit Hilfe der
holländischen Beratungsfirma Rebelgroup darum, ein
grenzüberschreitendes Geschäft für seine Abfalltochter
AGR aus dem Jahr 2003 rückgängig zu machen, um
Millionenschäden zu vermeiden.
Damals verkaufte der RVR-Vorgänger, der Kommunalverband Ruhr,
für insgesamt rund 300 Mio Euro die Müllverbrennungsanlage
RZR I an einen amerikanischen Investor und leaste diese direkt wieder
zurück. Laufzeit der Verträge: bis 2028. Angeblich sollten
bei diesem Geschäft keine Risiken auflaufen, hieß es damals.
Alleiniges Ziel sei es gewesen, einen Steuervorteil in den USA zu
erzielen und diesen Steuervorteil zwischen Investor, Verband und dessen
Tochter AGR zu teilen.
Knapp fünf Jahre später zeigt sich heute, dass dies leider
eine Fehleinschätzung war. Mir liegt ein internes Papier des
Regionalverbandes vor, in dem erklärt wird, aufgrund der Krise am
Finanzmarkt sei es notwendig, den Hauptgeschäftspartner
auszutauschen. Betroffen davon ist die amerikanische
Versicherungsgesellschaft und Kreditfinanzierer MBIA aus dem Ort Armonk
im Bundesstaat New York. Das Risiko liegt nach meinen Informationen bei
rund 75 Mio Euro.
Der RVR hatte bei der MBIA einen Großteil der Einnahmen aus dem
Cross-Border-Geschäft hinterlegt. Dieses Geld sollte sich dort zu
einem garantierten Zinssatz wie auf einem Sparbuch vermehren und nach
Ablauf der Vertragslaufzeit an den Investor, eine Tochtergesellschaft
der KeyBank aus Cleveland inOhio ausgeschüttet werden. Damit, so
der Plan, hätte der RVR das Eigentum an der
Müllverbrennungsanlage in Herten zurückbekommen.
Leider ist es anders gekommen. Wegen hochspekulativer Geschäfte
ist die MBIA tief in die Krise geschlittert. Es ist unklar, ob das
Unternehmen tatsächlich überlebt. Das hat direkte
Aufwirkungen auf das RVR-Sparbuch bei dem amerikanischen Konzern. Die
Zinsen sind nicht mehr so hoch. Damit droht aber das gesamte
Geschäft rund um das Cross-Border-Leasing zu kollabieren. Der RVR
trägt jetzt das Risiko. Auch wenn das intern bestritten wird.
Tatsache ist jedoch, dass der RVR der Vertragspartner und Leasingnehmer
ist. Er hat dann selbst Sub-Leasingverträge mit der AGR
abgeschlossen. Wenn der Deal also platzt, haftet der Verband. Er
könnte sich vielleicht an der AGR schadlos halten – müsste
sie dann aber wohl in die Pleite treiben. Und das ist unrealistisch.
Wie aus den vorliegenden Unterlagen hervorgeht, muss der Verband aus
dem Ruhrgebiet nun einen Ersatz für die MBIA bringen. Dies kann
auf mehreren Wegen geschehen. Der Verband könnte wie die Stadt
Bochum für rund 75 Mio Euro amerikanische Staatsanleihen kaufen
und diese zu Gunsten der Key Bank hinterlegen. Er könnte auch
einen anderen Dienstleister suchen, der mit einem tadellosen Ruf
ausgestattet ist und die Zahlungsverpflichtungen übernimmt.
Doch diese Möglichkeiten scheiden nahezu aus. Der Verband hat bei
einem Etat von rund 53 Mio Euro kaum finanzielle Spielräume, um
Anleihen zu kaufen. Zudem ist es unwahrscheinlich, dass sich ein
Finanzinvestor meldet, der die Millionenverpflichtungen MBIA zu einem
ähnlich günstigen Tarif übernimmt. Maximal fünf
Anbieter sollten sich bis zum 5. Januar in einer Ausschreibung um den
Deal bewerben. Nun heißt es intern, dass die Ausschreibung wohl
ergebnislos auslaufen soll- ohne Entscheidung. Man stützt die
Hoffung lieber auf den letzten Weg.
Der RVR bemüht sich, die MBIA dazu zu bewegen, dass hinterlegte
Geld herauszurücken. Damit will der Verband dann die Key Bank
ausbezahlen. Sollte dies gelingen, würde er selbst zum Träger
des Cross-Border-Leasings. Das bedeutet. der Verband würde seine
eigene Müllverbrennungsanlage an sich selbst vermieten.
Aber auch diese Option scheint nicht risikolos. So ist bis jetzt
unklar, wie viel Geld der Regionalverband nachschießen
müsste, sollte die MBIA die Einlagen rausrücken. Die Rede ist
hier von einem Millionenbetrag, der noch nicht genau beziffert werden
könne, da die Gespräche noch laufen. Zudem müssen auch
andere Banken dem Deal zustimmen, die ebenfalls an dem Geschäft
beteiligte. Zunächst steckt unter anderem die Landesbank
Baden-Württemberg (LBBW) hinter dem Cross-Border-Leasing. Die LBBW
hat ein besonderes Interesse an der AGR. Sie hat noch einmal über
100 Mio Euro über Kredite in die Müllfirma gesteckt. Von hier
aus ist kaum mit Schwierigkeiten zu rechnen – solange sie nicht auf
eigene Kasse gehen.
Aber zumindest die norddeutsche Landesbank Nord LB hat sich bislang
skeptisch geäußert. RVR-Chef Heinz-Dieter Klink sagte zwar,
die Bank habe schon zugestimmt. Aus Kreisen der Bank ist allerdings zu
hören, dass die Gespräche noch laufen - ergebnisoffen. Ein
Krisengespräch vor zwei Wochen lies die Bank platzen.
Veröffentlicht am Sonntag, 18. Januar 2009 um 23:21 Uhr, David
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