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Wirtschaft, Seite 8 (gescannte Darstellung)
Oberhessische Zeitung vom Donnerstag, 14. Februar 2008

Bericht „Insolvenz der IKB vom Tisch - Bund gibt eine Milliarde für Rettung.- Privates Bankenlager lässt Beteiligung offen“ mit „Hintergrund“ (siehe Anlagen)  

BERLIN (dpa). Die angeschlagene Mittelstandsbank IKB ist vorerst gerettet. Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) teilten nach einer Krisensitzung des KfW-Verwaltungsrates in Berlin mit, dass die Düsseldorfer Bank weitere 1,5 Milliarden Euro erhalten solle. Davon will der Bund eine Milliarde Euro aufbringen.

Steinbrück rief die Kreditwirtschaft auf, sich an der Lösung zu beteiligen und einen Beitrag von 500 Millionen Euro zu leisten. Das Bankenlager willjedoch nicht mitziehen. Die Staatsbank KfW hält 38 Prozent an der IKB. Die IKB hatte sich mit US-Inunobilienkrediten verspekuliert. Mit der neuen Finanzspritze ist die drohende Insolvenz zunächst abgewendet.

Das private Bankenlager ließ eine Beteiligung an dem Rettungspaket offen. Ein Sprecher des Bundesverbands Deutscher Banken (BdB) sagte, er könne noch nicht absehen, ob sich die Privatbanken an der Lösung beteiligen. Die Sparkassen und Kreditgenossenschaften wiesen Stein-brücks Forderung zurück. Der Präsident des Sparkassenverbandes, Heinrich Haa-sis, sagte, die IKB sei eine private Bank. Der Sparkassensektor habe bereits bei den vorangegangen Hilfen für die IKB seinen Beitrag geleistet. Auch die Volks- und Raiffeisenbanken lehnen zusätzliche Zahlungen ab: „Wir haben bereits unseren Beitrag geleistet", sagte Verbandspräsident Christopher Pleister.

Steinbrück will die Banken wegen der grundsätzlichen Risiken einer großen Bankpleite in die Pflicht nehmen. Die IKB sei eine Privatbank und Bestandteil des Einlagensicherungsfonds der Branche. Eine Insolvenz derTKB müsse vermieden werden, um nachhaltigen Schaden vom Finanzmarkt abzuwenden. „Die Erschütterungsdynamik, die durch eine Insolvenz der IKB ausgelöst werden könnte, ist unabsehbar", sagte Steinbrück.

Der Beitrag des Bundes werde den Haushalt in diesem Jahr nicht belasten. In den folgenden Jahren werde es aber zu Nachteilen kommen, räumte Steinbrück ein. Wie die eine Milliarde Euro aufgebracht wird, sagte er nicht. Zuvor hieß es, der Bund prüfe ein Darlehen oder eine Bürgschaft für die KfW.
Glos, Chef des KfW-Verwaltungsrates, zeigte sich mit der Lösung zufrieden: „Wir haben beschlossen, dass wir alles tun werden, was möglich ist, um zur Rettung der IKB beizutragen." Vor dem Treffen hatte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg deutlich gemacht, dass die Regierung ein Engagement der Kreditwirtschaft erwartet.

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Journalisten warten vor der Sitzung des Verwaltungsrates der staatlichen KfW-Bankengruppe in Berlin auf die Teilnehmer. Rettungspläne für die IKB stehen auf dem Programm. Bild: dpa
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Die FDP droht, die Vorgänge bei der Bank von einem Untersuchungsausschuss im Bundestag aufklären zu lassen. „Da ist nichts ausgeschlossen, denn das stinkt zum Himmel", sagte FDP-Chef Guido Westerwelle. Steinbrücks Krisenmanagement müsse überprüft werden. „Alles auf die Staatsbank KfW zu schieben, ist ein Ablenkungsmanöver." Die KfW und das Bankenlager hatten der IKB bereits zweimal unter die Arme gegriffen. Allein die KfW übernahm Risiken von fast fünf Milliarden Euro.


2. Hintergrund zum Bericht

Was ist die KfW?

Die KfW heißt Kreditanstalt für Wiederaufbau. Gegründet wurde sie 1948, um den Einsatz der Mittel aus dem Marshall-Plan für den Wiederaufbau zu organisieren. Heute ist die Bank, die zu 80 Prozent dem Bund und zu 20 Prozent den Ländern gehört, mit Sitz in Frankfurt vor allem für die Förderung der Wirtschaft zuständig.

Was macht die KfW?

Die KfW vergibt über Banken und Sparkassen - eigene Filialen besitzt die KfW nicht - zinsverbilligte Kredite an Mittelständler, Kleinunternehmen und Unternehmensgründer. Sie fördert auch den Wohnungsbau, die Sanierung von Altbauten und den Umweltschutz. Für solche Vorhaben, etwa die Einrichtung einer Solaranlage für Warmwasser, gewährt sie auch Verbrauchern günstige Kredite. Zudem befasst sich die KfW im Auftrag der Bundesregierung mit der Unterstützung der Entwicklungsländer. Mit der Finanzierung von Großprojekten ist die KfW-Tochter IPEX betraut.

Warum ist sie für viele Leute wichtig?

Die KfW ist für viele Unternehmensgründer und Mittelständler wichtig, weil sie eher und günstiger an Finanzierungen' kommen als bei Banken und Sparkassen. Ohne dass die KfW dabei die Bonität außer Acht lässt. Ähnliches gilt für Eigenheimbesitzer, die modernisieren wollen.

Was ist die IKB?

Im Gegensatz zur KfW ist die IKB in Düsseldorf eine private, börsennotierte Bank, die den Mittelstand mit normalen Krediten zu marktüblichen Konditionen finanziert. Die KfW ist mit 38 Prozent größter Anteilseigner, zwölf Prozent hält die Stiftung Industrieforschung, fünf Prozent die Privatbank Sal. Oppenheim. Der Rest der IKB-Aktien ist breit gestreut.

Warum ist die KfW an der IKB beteiligt?

Allianz und Münchener Rück stellten ihre Anteile 2001 zum Verkauf. Um eine unfreundliche Übernahme und eine Zerschlagung der IKB zu verhindern, wurde die KfW vorangeschickt und hat 38 Prozent der Anteile übernommen.

Werden durch die Schieflage der IKB Förderprogramme der KfW gefährdet?

Solange das Eigenkapital der KfW nicht angetastet wird, besteht diese Gefahr nicht. Da die KfW aber alle Rücklagen im Topf für allgemeine Bankrisiken - vor acht Monaten waren es noch 5,3 Milliarden Euro - für die Rettung der IKB eingesetzt hat, bedarf es anderer Quellen.

Warum muss jetzt wieder Geld aufgebracht werden?

Die bisher bereitgestellten 6,15 Milliarden Euro reichen nicht aus, weil sich eine neue Lücke von zwei Milliarden aufgetan hat. Grund ist die generelle Finanzkrise, die einen weiteren Preisverfall für Wertpapiere der IKB zur Folge hat.

Muss jetzt der Steuerzahler bluten ?


Das hängt davon ab, ob sich private Banken, Sparkassen und Volksbanken erneut an der Stützung der IKB beteiligen oder ob die KfW auf ihr Eigenkapital zurückgreift. Passiert das nicht, bleibt eigentlich nur eine Hilfe aus dem Bundes-etat und damit vom Steuerzahler. (otr)