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Beck bietet Kanzlerin Merkel Gespräch über Investivlohn an
Spitzen von SPD und CDU wollen Kapitalbeteiligung von Arbeitnehmern
an ihren Unternehmen begünstigen / DGB dafür, Struck warnt
Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck hat am Wochenende auf einer
Programmkonferenz seiner Partei für die Einführung eines
Investivlohns geworben. Er bot Kanzlerin Angela Merkel ein
Gespräch darüber an.
Frankfurt a.M. - Während aus der Union und vom DGB Zustimmung
signalisiert wurde, äußerte sich ausgerechnet der
Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, Peter Struck, skeptisch zu
den Plänen für eine Gewinnbeteiligung von Arbeitnehmern.
Struck verwies in der Hannoverschen Neuen Presse auf erheblichen
Gesprächsbedarf, den es zu diesem Thema gebe: Die Gewerkschaften
wollten zu Recht die Risiken abgesichert wissen. Man solle die
Arbeitnehmer zwar am Wohl ihrer Firma beteiligen. Allerdings müsse
bei möglichen Verlusten der Unternehmen berücksichtigen, dass
Arbeitnehmer keine große Reserven hätten. Die CDU plant nach
den Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Entschließung
zu Investivlöhnen auf ihrem Dresdner Bundesparteitag. Die Spitzen
von SPD und Union hatten sich zuvor optimistisch über eine baldige
Einigung zu den so genannten Investivlöhnen gezeigt.
Auch der SPD-Arbeitsmarktpolitiker Klaus Brandner favorisiert die
zügige Einführung von Investivlöhnen aus. Brandner
sagte, im Kern gehe es um steuerliche Neuregelungen, die es attraktiv
für Unternehmen und Arbeitnehmer machten, einen Teil des Lohnes in
der Firma zu belassen und die Erträge daraus erst nachgelagert zu
besteuern. Staatliche Bürgschaften für diese Beteiligungen
zur Sicherung gegen Insolvenzrisiken bezeichnete er als "sinnvollen
Ansatz".
Unterstützt wird der Vorstoß vom DGB, wo seit längerem
darüber nachgedacht wird, wie man Kapitalbeteiligungen von
Arbeitnehmern stärker fördern kann. Derzeit fehlten
steuerliche Anreize, heißt es in einer Diskussionsvorlage. Bisher
dürften Arbeitgeber ihren Beschäftigten Aktien im Wert von
maximal 135 Euro steuerfrei anbieten. In dem Schreiben wird
vorgeschlagen, künftig 2000 Euro im Jahr steuerlich zu
begünstigen. Gleichzeitig warne der DGB vor Euphorie: "Nicht
zuletzt der Zusammenbruch der New Economy hat gezeigt, welche
katastrophalen Folgen Wertschwankungen von erworbenen Aktien haben
können."
Unterdessen plädiert die SPD erneut für gesetzliche
Mindestlöhne und gegen eine Lockerung des Kündigungsschutzes.
SPD-Chef Kurt Beck nannte eine bundeseinheitliche Lösung beim
Mindestlohn "nicht sinnvoll". Mit Mindestlöhnen müssten auch
die Unterschiede in Deutschland abgebildet werden. Einer Lockerung des
Kündigungsschutzes erteilte Beck eine Absage. Ohne
Kündigungsschutz würden Arbeitnehmer in Unsicherheit leben,
sagte Beck bei der Programmkonferenz. In einer derartigen Situation
könne man von jungen Menschen nicht erwarten, dass sie eine
Familie gründeten und wertvolle Arbeit leisteten. ap/rt/dpa
Kommentar Arbeitsmarkt: Beruhigungspille Investivlohn
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Copyright © FR online 2006
Dokument erstellt am 26.11.2006 um 18:04:28 Uhr
Letzte Änderung am 26.11.2006 um 19:08:48 Uhr
Erscheinungsdatum 27.11.2006