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BANKENFUSION

Übliche Spekulationen über die üblichen Verdächtigen

Die Deutsche will die Postbank, die Commerzbank die WestLB - und alle wollen Maoam: Der Übernahme der Hypo-Vereinsbank folgen altbekannte Gerüchte.

VON DETLEF FECHTNER (FRANKFURT A. M.)

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Fusionsversuche

Deutschlands Finanzkonzerne haben in den Vorjahren mehrere Fusionsversuche gestartet - meist erfolglos. So scheiterten etwa Deutsche/Dresdner, Dresdner/Commerzbank und Commerzbank/Postbank. Tatsächlich zusammen kamen unter anderem Allianz/Dresdner sowie BHF/Sal. Oppenheim. fed
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Herr Pawlow ist allgegenwärtig: Reflexartig wird an den Finanzplätzen die Gerüchteküche angeheizt. Und abermals wird jeder übliche Verdächtige wie die Sau durchs Bankenviertel getrieben.

Nachdem sich Deutschlands zweitgrößte Bank, die Hypo-Vereinsbank, an den italienischen Unicredito verkauft hat, schießen erneut alle möglichen Spekulationen ins Kraut. Als Zaungast könnte man leicht den Eindruck gewinnen, es sei nur noch eine Frage von Wochen, bis die Deutsche Bank die Postbank kauft oder die Commerzbank die WestLB oder die Deutsche Bank die Commerzbank.

Beim munteren Rätselraten, welcher Fisch wohl in Kürze welches Fahrrad sucht und findet, spielt kaum eine Rolle, dass viele dieser Liaisons kaum funktionieren dürften. Warum sollte sich die öffentlich-rechtliche WestLB gerade jetzt mit einem privaten Geldhaus zusammentun, nachdem das Lager der Sparkassen und Landesbanken in Stralsund und Frankfurt mit aller Kraft gegen einen solchen Tabubruch gekämpft hat ? Warum sollte die Post gerade jetzt ihre Mehrheit an der Postbank aufgeben, nachdem sich ihr Konzernchef gebetsmühlenhaft für eine Dauerbindung mit der Tochter ausgesprochen hat? Und warum sollte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann gerade jetzt so vergnügungssüchtig sein, sich durch eine Übernahme der Commerzbank - und dem damit verbundenen Stellenabbau - noch mehr Feinde in Politik und Öffentlichkeit zu machen?

Aber für solche Überlegungen bleibt wenig Platz in einer Debatte, die von einem Argument dominiert wird: Die "Konsolidierung" des deutschen Bankenmarkts ist dringlich und ohne Alternative.

Diese Kalenderblattweisheit stützt sich auf die These, dass Banken in Deutschland keine attraktiven Margen erzielen können, weil der Markt "extrem zersplittert" sei. Dieser Hinweis übersieht, dass es durchaus Institute gibt, die hier zu Lande reichlich Geld verdienen. Und er unterschlägt, dass der scharfe Wettbewerb im Interesse der Kunden ist. Hinter der so nüchtern daher kommenden Forderung nach "Konsolidierung" steckt immerhin auch das Interesse der Banken, in einem stärker oligopolistisch geprägten Markt den Kunden höhere Zinsen und Gebühren abverlangen zu können.

Gleichzeitig ist es selbst aus Sicht des Managements mehr als zweifelhaft, ob Fusionen so segensreich sind, wie es der Kampfbegriff "Konsolidierung" insinuiert. Denn wenn sich zwei Häuser zusammentun, werden nicht nur Kundenstämme und Expertise gebündelt, sondern auch Kreditrisiken. Gerade die Hypo-Vereinsbank - selbst Produkt einer Fusion - kann davon ein Lied singen. Dass sie sich jetzt einem finanzstarken Partner an die Brust werfen musste, hat viel damit zu tun, dass sich die vorausgegangene Vermählung zwischen Hypo- und Vereinsbank als Problembeziehung entpuppte.

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2005
Dokument erstellt am 14.06.2005 um 14:28:06 Uhr
Erscheinungsdatum 15.06.2005