Zurueck zur Hompage

Auszug aus der Broschüre über den Wissenschaftlichen Beirat beim BUND

4.2.18 Arbeitskreis Wasser

Wasser ein ganz besonderer Saft

Die zentralen Anliegen des Arbeitskreises Wasser sind der flächendeckende Gewässerschutz, die Revitalisierung unserer Fließgewässer, die Therapie unserer Seen und Gewässereinzugsgebiete, eine naturverträgliche Wirtschaftsweise des Menschen und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen. Etwa ein Dutzend fester Mitglieder bildet ein effizientes und harmonisches Kernteam, sein Sprecher ist seit über 14 Jahren Sebastian Schönauer aus Bayern.

Bereits 1995 warnte der BUND-AK Wasser - als Vorreiter der Umweltbewegung - in seiner BUND-Position „Privatisierung -Nein danke!" davor, den Wassermarkt aus der öffentlichen Hand zu geben. Die großen Energie- und Wasserkonzerne versuchten nämlich mit Schützenhilfe des Wirtschaftsministeriums, profitable Wasserversorg er aufzukaufen und unsere Wasserversorgung der Profitmaximierung zu unterwerfen: Wasser als Spekulationsobjekt.

Der AK Wasser arbeitet irn bundesweiten „Netzwerk UNSER Wasser" eng mit Wasserwerken, dem Deutschen Gemeindebund, der Gewerkschaft ver.di und dem Städtetag zusammen. Gemeinsames Ziel ist dabei die bewährte Trinkwasserversorgung und das Know-how der kommunalen Selbstverwaltung im Sinne der Agenda 21 zu sichern und unsere europaweit herausragende Wasserqualität zu schützen. Diese Arbeit hat bereits Früchte getragen. Sebastian Schönauer trug als BUND-Wasserexperte bei vielen öffentlichen Veranstaltung, u.a. bei der zentralen Anhörung der SPD im Bundestag, auf Großversammlungen des Bundesverbandes Gas- und Wasser und vielen örtlichen Veranstaltungen die gemeinsam erarbeiteten Argumente gegen eine Zerschlagung der kommunalen Wasserwirtschaft vor - mit Erfolg: Mittlerweile steht der politische Widerstand gegen die von EU und Bundeswirtschaftsministerium immer noch betriebene Freigabe des Wassermarktes an die Konzerne, Nicht nur in der Fachwelt auf großes Interesse gestoßen ist das BUND-Hintergrundpapier über „Endokrin wirksame Substanzen" Diese hormoneil aktiven Stoffe sind z.B. in Medikamenten für Tier und Mensch enthalten und gelangen immer häufiger in den Wasserkreislauf. Sie gefährden Mensch und Natur. Ökotoxikologisch können die fatalen Folgen endokrin wirksamer Substanzen - etwa auf das Geschlechterverhältnis von Fischen - heute gut belegt werden.

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie gilt seit dem 22.12.2000. Ihr Ziel ist der „Gute Zustand der Gewässer" bis zum Jahr 2015. Über alle Verwaltungsgrenzen hinweg rückt sie die Einzugsgebiete der Flüsse in den Mittelpunkt. Sie gilt als zentrales Instrument für eine nachhaltige Nutzung der Oberflächengewässer und des Grundwassers und wird den Gewässerschutz in den nächsten Jahrzehnten maßgeblich prägen. Staatliche Behörden versuchen jedoch im Verein mit der Lobby der Wassernutzer über eine fragwürdige Auslegung des Artikels 9 („Deckung der Kosten der Wasserdienstleistungen") - aber auch über die gezielte Einstufung der Gewässer als „heavily modified water bodies [erheblich veränderte Wasserkörper) -die Ziele der Richtlinie ins Gegenteil zu verkehren. Kanalisierung, Wasserkraftnutzung, Straßenbau, Flurbereinigung usw. haben unsere Bäche und Flüsse erheblich geschädigt. Sie zählen heute zu den gefährdetsten Lebensräumen Mitteleuropas. Fließgewässer-Auen-Ökosysteme zu erhalten und wiederzubeleben, zählt zu den wichtigsten Zielen von Naturschutz und Landschaftspflege.

Bäche, Flüsse und die sie umgebenden Auen bilden ein „ökologisches Rückgrat" Sie prägen unsere Landschaften und sind für die biologische Vernetzung außerordentlich wertvoll. Leider wurden der Zweckbestimmung „Wasserstraße" bislang alle anderen Belange - wie Naturschutz, Erholung, Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz - geopfert. Eine weitere Kanalisierung unserer Flüsse, die schon ökonomisch keinen Sinn mehr ergibt, wäre ökologisch gesehen ein Desaster. Auch der Schutz der Seenlandschaften stellt einen wichtigen Aspekt unserer Arbeit dar. Der AK Wasser wird hier wachsam bleiben. Unsere letzten noch frei fließenden Gewässer und naturnahen Seen müssen erhalten und viele renaturiert bzw. therapiert werden.

Der Arbeitskreis Wasser tagt viermal im Jahr und richtet u.a. traditionell an Christi Himmelfahrt seine jährliche Klausurtagung mit Flussgebietsexkursionen aus. Der Spaß kommt dabei nicht zu kurz, auch wenn es bei fachlichen Diskussionen oft heiß hergeht.

Sebastian Schönauer
Arbeitskreissprecher


Daten + Stichworte: Arbeitskreis Wasser

Erster Sprecher des AK Wasser war Dr. Emil Dister (1980-1983). Ihm folgten Dieter Popp (1983-1988), Dr. Hans-Georg Meiners (1988-1991) und Jürgen Roth (1991-1994, anfangs komm.). Seit 1994 vertritt Sebastian Schönauer den Arbeitskreis, der sich Anfang der 80er Jahre noch „AK Wasserwirtschaft" nannte.

1980 entstand ein Trinkwasser-Sparprogramm, 1982 wurde ein BUND-Wasserprogramm konzipiert, das 19S4 im Entwurf vorlag. Gleichzeitig entstand ein Entwurf zur Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes. 1986 betreute der AK die Aktion „Rettet die Bäche" und aktualisierte die BUND-Position „Wasser", 1989 war er an der Kampagne „Gläsernes Wasserwerk" beteiligt. Im Jahr darauf startete eine BUND-Aktion zum Thema „Anwendung von Pestiziden auf Freiflächen". 1991 wurde das wasserpolitische Grundsatzprogramm des BUND überarbeitet. 1994/1995 veröffentlichte der AK BUNDkommentare zu den Themen „Privatisierung der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung? Nein Danke!" und „Pflanzenkläranlagen" und beteiligte sich an der „Bodenschutztagung" des BUND in Würzburg. 1999 erschien eine Überarbeitung des BUND-Hintergrunds „Privatisierung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung", der Workshop „Binnenfischerei und Naturschutz" fand statt. 2001 entstand ein weiterer BUND-Hintergrund - zum Thema „Endokrin wirksame Substanzen"-, 2002 die Broschüre „Ökologischer Hochwasserschutz", 2003 die Klärschlamm-Position des BUND. Auch an der BUND-Position zur Geothermie (2006) wirkte der Arbeitskreis mit.