Zurueck zur Vorseite
Attac sucht nach Perspektiven

Netzwerk diskutiert globale Zusammenhänge und Zukunft

Von Hilmar Höhn

Die globalisierungskritische Bewegung Attac wird sich auf ihrem ersten öffentlichen Kongress an diesem Wochenende in Berlin mit dem Zusammenhang zwischen einer "ungerechten Weltwirtschaftsordnung" und dem Bombenkrieg in Afghanistan beschäftigen.

BERLIN, 19. Oktober. Die "weltweite soziale Verelendung und ökonomische Perspektivlosigkeit" seien der Nährboden für radikale Terrororganisationen, sagte Philipp Hersel, einer der Sprecher des Netzwerkes, am Freitag auf einer Pressekonferenz in Berlin. Das Problem könne nicht durch einen Bombenkrieg gelöst werden, Attac setze dagegen auf eine "gerechte Weltwirtschaftsordnung".

Bis zum Freitag waren bei Attac 1800 Anmeldungen für den Kongress in der Technischen Universität von Berlin eingegangen. Einen richtigen Aufschwung, so Hersel, habe die Bewegung nach den Demonstrationen gegen den Weltwirtschaftsgipfel in Genua genommen. Durch die Angriffe der USA auf Afghanistan sei das Interesse weiter gestiegen und der Attac-Kongress habe teilweise eine neue Ausrichtung als Antikriegsveranstaltung bekommen. Nach dem Kongress ist eine Art Selbstfindungsveranstaltung angekündigt, auf der die Zukunft von Attac besprochen werden soll. "Aber wohin? Perspektiven einer sozialen Bewegung", heißt die Diskussionsrunde.

Über die Zusammenhänge zwischen "Weltwirtschaftsunordnung" und Krieg hinaus soll auf dem Treffen auch über Themen wie Gesundheitsreform oder Genpatentierung diskutiert werden.

Bei der Veranstaltung tauchen altbekannte Namen aus der Friedens- und Anti-Atom-Bewegung der 80er Jahre auf. So eröffnete am Freitagabend der Psycholanalytiker Horst-Eberhard Richter den Kongress. Bei der Pressekonferenz sagte Richter, die globalisierungskritische Bewegung sei "ein Aufstand, der viel zu tun hat mit einem Bewusstsein von der Unerträglichkeit der Verhältnisse". Der Schweizer Soziologe Jean Ziegler sprach von der Notwendigkeit, den "Raubtierkapitalismus" zu bekämpfen. Der Kongress erwartet Teilnehmer aus aller Welt, von der brasilianischen Landlosenbewegung bis zu Ex-Finanzminister Oskar Lafontaine.

Siehe auch den FR-Brennpunkt Grenzen der Globalisierung

[ document info ]
Copyright © Frankfurter Rundschau 2001
Dokument erstellt am 19.10.2001 um 21:33:40 Uhr
Erscheinungsdatum 20.10.2001