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Aktiv werden für linke Alternativen gegen die Krise !

(Aufruf der Berliner Linken am 11.12.2008)

 

Die kapitalistische Weltwirtschaft steht vielleicht an der Schwelle ihrer schwersten Krise seit

der großen Depression der dreißiger Jahre. Die Klimakrise spitzt sich immer mehr zu. Ohne

entschiedene Gegenmaßnahmen wird die Wirtschaftskrise die internationale Konkurrenz und

die militärischen Spannungen verschärfen. Die kriegerischen Auseinandersetzungen, z.B. in

Afghanistan und im Irak, halten an und drohen sich auszuweiten. Gleichzeitig ist durch die

Politik des Neoliberalismus der Sozialstaat geschwächt und seine Interventionsfähigkeit

durch Privatisierung, Deregulierung und Sozialabbau und durch neoliberal geprägte europ

äische und internationale Vorgaben reduziert worden.

 

Vor diesem Hintergrund gerät die herrschende neoliberale Ideologie in eine tiefe Krise und

die Frage nach grundsätzlichen Alternativen zum Kapitalismus gewinnt wieder an Aktualität.

Deutschland befindet sich am Anfang einer Rezession, deren Ende nicht abzusehen ist. Ein

Anstieg der Massenerwerbslosigkeit ist abzusehen. Aber selbst angesichts der sich

auftürmenden ökonomischen, ökologischen und sozialen Gefährdungen zeigt sich die

deutsche Bundesregierung, noch weniger als andere Regierungen bereit, hier entschieden

gegenzusteuern. Deutlich wird dies auch am vorgelegten so genannten "Maßnahmenpaket

Beschäftigungssicherung durch Wachstumsstärkung", das völlig unzureichend dimensioniert

und überwiegend mit Steuer- und Kreditvergünstigungen Unternehmen fördern soll, aber nur

zum geringsten Teil ein wirkliches Konjunkturprogramm ist, das drängende Defizite beseitigt,

die Binnennachfrage und öffentliche Investitionen ausweitet und Arbeitsplätze schafft. Es

trägt den Charakter einer Umverteilung von Staatsvermögen in die Hände der Konzerne und

Reichen.

 

Dies verlangt eine deutliche Antwort der sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und der

linken politischen Kräfte! Hier ist auch die Partei DIE LINKE gefordert: Sie muss mit klaren

Positionen Alternativen aufzeigen und dafür mobilisieren.

 

Daher sollte die Finanz- und Wirtschaftskrise von der LINKEN zum Anlass genommen

werden, weitergehende gesellschaftliche Regulierungsvorstellungen in die öffentliche

Diskussion einzubringen, wie die Vergesellschaftung des Finanzsektors angesichts der

Liquiditätsprobleme der Banken und - angesichts der Notwendigkeit eines "Schutzschirmes"

für die Automobilindustrie - die Vergesellschaftung von Schlüsselindustrien.

 

Zur Diskussion steht ein Anti-Krisenprogramm mit folgende Eckpunkten:

 

1. Unverzüglich muss ein öffentliches Konjunktur- und Zukunftsinvestitionsprogramm

von in den ersten Jahren 75, später 50 Milliarden Euro aufgelegt werden, in den Bereichen

Kinderbetreuung, Bildung und Wissenschaften, Gesundheits- und Sozialwesen, Verkehr und

ökologischem Umbau, z.B. Förderung regenerativer Energieformen, Maßnahmen zur

Ressourcenschonung.

 

2. Die Profiteure der Finanzmarktgeschäfte, Reiche und Kapitalbesitzer müssen

bezahlen: Einführung einer Millionärssteuer von 5-10 %; Börsenumsatzsteuer,

Rückgängigmachung der Steuervergünstigungen der letzten 15 Jahre wie z.B. Senkung der

Körperschaftssteuer und Senkung des Spitzensteuersatzes;

 

3. Öffentliche Kontrolle über die Banken und das Finanzsystem sowie Regulierung der

Finanzmärkte: Verbot der Hedgefonds und riskanter Spekulationsgeschäfte, wie

außerbilanzieller Derivategeschäfte, usw.; Einführung der Tobinsteuer, Vergesellschaftung

der Banken; Verpflichtung der Landesbanken auf ihren öffentlichen Auftrag; Trockenlegung

der Steueroasen, Kapitalverkehrskontrollen, usw.

 

4. Stärkung des öffentlichen Sektors (Daseinsvorsorge): Bessere Finanzausstattung der

Kommunen, Stop von PPP-Geschäften; keine Privatisierung öffentlicher Einrichtungen,

sondern Rekommunalisierung; keine (Teil-) Privatisierung der Bahn; mehr Geld für Bildung

und Bildungsreform (Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems), ökologischer Umbau,

Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, bessere Finanzausstattung des Gesundheitswesens,

 

5. Rücknahme der Teilprivatisierung des Rentensystems und der Rente mit 67: Ausbau

des gesetzlichen umlagefinanzierten Rentensystems; Erhöhung der gesetzlichen

Mindestsicherung im Alter; Rücknahme der Rentenkürzungen der letzten 20 Jahre.

 

6. Rücknahme der Agenda 2010 und der verhängnisvollen Hartz-Gesetze. Bis dahin

sofortige Anhebung der Regelsätze durch ihre Anpassung an die Lebenshaltungskosten und

Wegfall menschenunwürdiger Sanktionen.

 

7. Keine Lohnsenkungen sondern Reallohnerhöhung: Austrocknung des Niedriglohnsektors

durch Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes von 8,77 Euro plus

(schnelle Erhöhung auf 10 Euro); Einschränkung der Leiharbeit und gleiche Bezahlung der

Leiharbeiter; Einschränkung befristeter Arbeitsverhältnisse, usw.

 

8. Soziale Bedingungen für staatliche Hilfen: Staatliche Hilfsgelder und Bürgschaften

müssen an soziale Bedingungen geknüpft werden, wie Schutz vor Entlassungen, Erhalt der

tariflichen Standards; keine Aufweichung der Flächentarifverträge, Arbeitszeitverkürzung bei

vollem Lohnausgleich anstatt Arbeitsplatzvernichtung.

 

9. Kein Demokratieabbau sondern politisches Streikrecht: Volle parlamentarische

Kontrolle und Transparenz über die Verwendung des Hilfsfonds; Einführung des politischen

Streikrechts, wie in anderen europäischen Ländern.

 

Was können, was sollten wir tun, um linke Alternativen gegen die Krise durchsetzungsfähig

zu machen ?

 

1. Als ersten Schritt sollte die Partei DIE LINKE sich dafür einsetzen, dass gemeinsam mit

anderen dezentrale Aktionstage gegen die Regierungspolitik und für ein umfassendes Anti-

Krisenprogramm organisiert werden.

 

2. Als zweiten Schritt sollte sie zusammen mit anderen eine breit angelegte bundesweite

Konferenz mit VertreterInnen von Gewerkschaften und anderen sozialen Bewegungen und

Organisationen sowie kritischen Wissenschaftlern zum gleichen Themenkomplex in Angriff

nehmen.

 

3. Vorschläge für weitere gemeinsame Aktivitäten gegen die Regierungspolitik und für

progressive Alternativen, von dezentralen Aktionen in Städten und Betrieben bis hin zu einer

bundesweiten Demonstration, sind in der Partei und mit außerparlamentarischen Kräften

zu diskutieren und dann umzusetzen.

 

Die Diskussion und Planung von Aktivitäten sollten so schnell wie möglich in Angriff

genommen werden, damit wir im Jahr der Rezession 2009 handlungsfähig sind und unserer

Oppositionsrolle gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf die Bevölkerung in der ganzen

Breite gerecht werden.

 

Wer diesen Aufruf unterzeichnen möchte, der sendet bitte eine e-mail mit Angabe des

Namens, Bezirksverband, Funktion an aktiv_gegen_die_krise@gmx.de

 

Erste Unterzeichner/innen:

 

Landesverband NRW: Wolfgang Zimmermann (Landessprecher), Thies Gleiss (Mitglied des

Bundesvorstandes), Ulla Jelpke (MdB), Katharina Schwabedissen (Landessprecherin), Inge

Höger (MdB)

 

Landesverband Baden-Württemberg: Bernd Riexinger (Landessprecher)

 

Landesverband Berlin: Sarah Wagenknecht, Ralf Krämer, Sascha Kimpel, Hasko Hüning,

Alexander King, Andreas Hallbauer; Klaus-Dieter Heiser, Alexander Neu, Frank Schelm,

Yasemin Aktay, Benedikt Frank, Erkan Demirtas, Andreas Wehr, Werner Halbauer, Werner

Schulten, Dago Langhans, Martin Hantke, Uwe Hiksch, Melanie Tippel, Andreas Schlüter,

Marianna Schauzu, Harri Grünberg, Thomas Bohm, Arslan Yilmaz, Anke Geißler, Carla

Krüger, Renate Heitmann

 

Landesverband Hamburg: Fabio de Masi, Christian Schröppel