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Nachricht: Energiewirtschaft  

Thüga wird kommunalisiert

 
von: Rita A. Herrmann
    
München. Bis zum Jahresende soll der Deal über die Bühne gegangen sein: Dann gehört die – etwas verkleinerte – Thüga AG dem kommunalen Erwerberkonsortium Integra/KOM9. Mitte August 2009 vermeldeten die Beteiligten, dass sie sich auf die wirtschaftlichen Grundsätze des Verkaufs geeinigt haben.
       
Das Unternehmen
    
  Die Thüga AG war bislang eine 100%-Tochtergesellschaft der Eon-Ruhrgas und ist mit mehr als 90 Minderheitsbeteiligungen an kommunalen Unternehmen das größte Netzwerk kommunaler Energieversorger in Deutschland. Ihr Jahresumsatz 2008 belief sich auf 16,4 Mrd. €, sie beliefert 3,5 Mio. KundInnen mit Strom, knapp drei Millionen mit Erdgas und rund eine Million mit Trinkwasser. Das Bundeskartellamt hatte aus Wettbewerbsgründen darauf gedrängt, dass Eon sein Tochterunternehmen Thüga verkauft.
  
Die Absprachen
    
Es wird zunächst nicht die komplette Thüga verkauft: Die Anteile an der GASAG Berliner Gaswerke AG (37%), an der HEAG Südhessische Energie AG (40%), an der Stadtwerke Duisburg AG (20%) sowie an der Stadtwerke Karlsruhe GmbH (10%) will zunächst die bisherige Thüga-Mutter Eon-Ruhrgas übernehmen. Ist die erste Transaktion perfekt, sollen anschließend auch diese vier Beteiligungen veräußert werden.

Die so verkleinerte Thüga AG geht für einen Bar-Kaufpreis von rund 2,9 Mrd. € an das Erwerberkonsortium Integra und die KOM9 GmbH & Co. KG. In der Integra sind Enercity, Mainova und N-ergie zusammengeschlossen. Die drei kommunalen Energieunternehmen aus Hannover, Frankfurt am Main und Nürnberg werden jeweils 20,75% vom Thüga-Paket übernehmen, KOM9 die restlichen 37,75%. Hinter dieser Gesellschaft stecken über 45 Stadtwerke. Zwischen Integra und Kom9 wurde eine Aktionärsvereinbarung geschlossen.

Nun müssen die erforderlichen Gremien zustimmen, die Kaufverträge unterzeichnet werden und das Bundeskartellamt seinen Segen geben.

Reaktionen
    
Mit dem angekündigten Verkauf „…steht der deutsche Energiemarkt vor einem Umbruch“, freut sich der Präsident des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil: „Die Stadtwerke sind damit in der Lage, ihre Marktposition auszubauen. Erstmalig entsteht in Deutschland ein kommunaler Energiekonzern.“

Die Grünen im Frankfurter Römer erwarten ebenfalls eine größere Unabhängigkeit von den großen Stromkonzernen: „Durch den Zugriff der kommunalen Energieunternehmen auf die Thüga, die rund 20 Prozent des Gasgeschäfts in Deutschland abdeckt, wird der Wettbewerb in der regionalen Versorgung gestärkt“, so der Fraktionsvorsitzende Olaf Cunitz. Von der Mainova-Beteiligung in Höhe von 467 Mio. € erhofft man sich am Main Vorteile beim Energie- und Materialeinkauf, bei der Bündelung von Serviceleistungen und für gemeinsame Investitionen. Diese sollen aber auch bei den VerbraucherInnen ankommen, mahnt Cunitz. Positiv bewertet er die Ankündigung, dass ein Schwerpunkt der Thüga der Ausbau der dezentralen, regenerativen Energieversorgung sein soll. Cunitz: „Diese Ziele sollten sich dann auch klar und verbindlich im Geschäftszweck der "neuen" Thüga wiederfinden.“

Der Schönauer „Stromrebell“ Michael Sladek gratuliert den Konsortien. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft „Energie in Bürgerhand“ (EIB), die sich ebenfalls an der „neuen Thüga“ beteiligen und frischen sozialen und ökologischen Wind in die kommunalen Unternehmen bringen will.

Mehr zum Thema wird im Beitrag „Thüga in Bürgerhand – Wir kaufen uns einen Energieversorger“ von Burghard Flieger zu lesen sein. Er erscheint Anfang September 2009 in AKP-Ausgabe 5/2009.
 
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Diese Nachricht wurde von der AKP-Redaktion erstellt.
 © Heinrich-Böll-Stiftung 18.08.2009