Datum : 28.04.2010
Übersetzung von Englisch in
Deutsch von K :Hering
Offener Brief an die
europäische Politik:
Die griechische Krise ist
eine Krise Europas und braucht europäische Lösungen
Seit Wochen ist die
Aufmerksamkeit der Finanzmärkte, Medien-Kommentatoren und Politikern auf die
griechischen Krise gerichtet. Dennoch ist hat sie sich aufgeschaukelt
. Die griechische Bevölkerung ist gefordert schmerzhafte Einschnitte Einschnitte bei Einkommen und Beschäftigung hinzunehmen
während die Zinssätze auf unannehembare Höhen
getrieben werden. Aktuell wurde nun die Anleihen von Rating-Agenturen
auf "Junk" status
herabgestuft. Ungeachtet der schwindenden , Glaubwürdigkeit dieser Agenturen hat dieser
Schritt katastrophale Auswirkungen. Das ist eine Katastrophe für
Griechenland aber auch eine grundfalsche
Weichenstellung für Europa als Ganzes, welches einen europäischen Weg aus der
Krise sucht.
Wir sind entsetzt, dass die
europäische Politik systematisch hinter den Ereignissen herhinkt. Sie es damit
volatilen Finanzmarktstimmungen, populistischen Politikern und Medien mit ihrer
Ignoranz und allzuoft
fundamentaler Unkenntnis der Problemen
das Felds überläßt. Dies hat doe
Kosten und Risiken zur Beilegung der Krise wesentlich erhöht.
Griechenlands fiskalische
Katastrophe hat vier Ursachen.
·
1 - Die Schwäche des griechischen Staates, insbesondere
die Unfähigkeit Steuereinnahmen in gleicher prozentualer Höhe am BSP wie seine
europäischen Nachbarn zu generieren. Aber auch die unverantwortlichen
statistischen Manipulation bei der Veröffentlichung seiner Wirtschaftsdaten.
·
2 - Griechenland
hat spezeill innerhalb der Eurozone seine relative
Wettbewerbsfähigkeit stetig verschlechtert. Dies schägt
sich in einem anhaltenden Leistungsbilanzdefizit als Folge eines
überdurchschnittlichen Anstiegs der Lohnstückkosten und Preise und einer
stärkeren Wachstumsdynamik
·
3 - Die
Wirtschaftskrise hat dem konservativen Bankensektor
des einen klassischen Schock zugefügt Sie hat wie auch in den
anderen Ländern die öffentlichen Finanzen zerrüttet.
·
4 - Die Zinslast auf die Schuldverschreibungen hat sich drastisch
erhöht. Echte Bedenken um die Stabilität der öffentlichen Finanzen
haben in Verbindung mit Spekulationen und Fehlinformationen zu dramatisch
erhöhten Zinssätzen für die Neuaufnahme von Staatsanleihen geführt.
Nur der erste Grund spricht
unmissverständlich dafür daß die Griechen die
schmerzhaften Sparmaßnahmen akzeptieren.
Alle anderen haben eine starke europäische Dimension und fordern europäische Lösungen.
Insbesondere der Verlust
der Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands (sowie anderer Länder wie Spanien und
Irland) ist das Spiegelbild einer Erhöhung der
relativen Wettbewerbsfähigkeit anderer Länder wie Deutschland,
Österreich oder den Niederlanden.
Die
starken Länder hätten ihre Nettoexporte
ohne die Nachfrageexpansion der schwachen Länder nicht ausweiten können. Sie haben damit ihren Anteil am europäischen
Wachstum und Jobaufbau während die.Nachfrage in den
Überschuss-Ländern nur schleppend vorankam. Das Problem ist symmetrisch und die
Lösung muss es auch sein.
Griechenland ist nicht -
wie oft behauptet - gegüber Deutschland in der
Produktivität zurückgeblieben.
Im Gegenteil: die
Arbeitsproduktivität je Stunde ist in den zehn Jahren des Euro seit 1999 in
Griechenland mehr als doppelt so schnell
gestiegen wie in Deutschland.
Auch die immer wieder behauptetete griechischen "Faulheit" ist ein
Märchen: Die durchschnittliche jährliche Arbeitszeit sit
die längste in Europa ( und hunderte
Stunden länger als in Deutschland!). Das hat mit der nominalen Lohn-und Preisbildung zu tun.
Aufgrund der starken
Unterschiede bei der Lohnfindung sind die nominalen Lohnstückkosten
Griechenlands um mehr als 30% seit Beginn der EWU gestiegen ( die Steigerungen
in Italien, Spanien, Portugal und Irland waren sogar noch höher ) - während sie
in Deutschland nur um knapp 8% gestiegen sind .
Monopolistische Preisbildung ist
ebenfalls ein kritischer Faktor. Sie
erlaubt es Unternehmen höhere Lohnkosten oder Importpreise direkt auf die
Inlandspreise überzuwälzen.
Solche Lohn-und
Preisunterschiede sind innerhalb einer Währungsunion, wo Wechselkursanpassungen
nicht mehr möglich sind nicht nachhaltig möglich. Dies erfordert
jedoch eine Anpassung an beiden Enden. Löhne und Preise in Griechenland und anderen
Ländern müssen relativen fallen, aber sie müssen in Deutschland steigen, dessen
aggressive Politik der Lohnzurückhaltung deflationäre wirkt, Arbeitslosigkeit
exportiert und die Währungsunion zu zerreissen droht.
Dies ist der einzige Weg zur Wiederherstellung
eines Gleichgewichts in der Eurozone bei gleichzeitiger Vermeidung der großen
Gefahr einer deflationären Spirale.
In Unverständnis dieser
Ursachen haben europäische Politiker planlos herumgefummelt während Griechenland
lichterloh brannte. Die Geldpolitik hat sich völlig aus der Diskussion
herausgehalten. Die fiskalische Unterstützung war zu gering, zu spät und unter
unzumutbaren Bedingungen. Die EU-2020 Leitlinien von der EU Kommission erkennen
dieses Problem der Ungleichgewichte , aber die
vorgeschlagenen Maßnahmen sind nicht symmetrisch.
Als Ergebnis haben
Spekulanten die Kosten einer Krisenlösung höher und höher getrieben. Die
Kreditvergaben an Griechenland ist keine Tat der Wohlfahrt. Es ist die Anerkennung
der Wechselwirkungen in einer Währungsunion und im vitalen Interesse
aller Europäer.
Niemand
profitiert von der Einschwörung Griechenlands auf massive Sparmaßnahmen, die Deflation zur folge haben.
Dies gilt umso mehr, wenn
die Geldpolitik gegen die Null-gebunden und die
europäische Wirtschaft als Ganzes immer noch von politischen Stimuli
abhängt. Griechenland darf nicht in eine massive Nachfrage Deflation gezwungen
werden:
Wenn die Fehler der Großen
Depression auf europäischer Ebene vermieden werden konnten macht es nun keinen Sinn, sie auf nationaler Ebene zu
machen.
Im Gegenteil ist es im
vitalen Interesse Europas die griechische Krise auf der Grundlage von
steigenden Einkommen zu lösen und die
nötigen Werkzeuge für den zukünftigen Umgang mit Wettbewerbsdruck und
fiskalischen Ungleichgewichten zu entwickeln.
Die Zukunft der Euro-Zone
als Ganzes steht auf dem Spiel.
Es besteht ein ernstes
Risiko daß ein fallender griechischer Dominostein
eine Reihe weiterer Ländern mitreißt.
Portugal und andere stehen
jetzt da, wo Griechenland vor ein paar Monaten stand. Die wirtschaftlichen,
politischen und sozialen Kosten wären enorm.
Hat Europa nichts gelernt
aus den 1920er Jahren, als Deutschland in vielerlei Hinsicht in einer ähnlichen
Situation wie Griechenland heute war ?
Von eiener
Merkantilistischen Politik daran gehindert, die
Exporte zu steigern, um seine Auslandsschulden
(Reparationen) zu bedienen begab sich Deutschland auf einen
katastrophalen Weg in Deflation und Depression, was wiederum den Weg für die
kommende Katastrofe ebnete.
Heute wie damals gilt: Defizit-Länder können sich nicht einfach aus
einer Krise hinaussparen, sie müssen die Möglichkeit bekommen hinaus zu
wachsen. Dies gilt in gleicher Weise für die Überschußländer,
die ansonsten ebenfalls zum Verlust an
Wachstum, Beschäftigung und
Stabilität des Finanzsystems verurteilt wären.
Wir rufen zu einer
koordinierten Wirtschaftspolitik Reaktion rund um folgenden
fünf Punkte:
·
Die EZB muss so
viel Unterstützung wie möglich für die Haushaltskonsolidierung und die
Neujustierung leisten. Auf kurze Sicht bedeutet das die Leitzinsen nahe Null zu
halten. Das ist entscheidend um die Refinanzierungskosten zu minimieren das BIP
Wachstum anzuschieben. Sie muss weiterhin griechischen Anleihen als
Sicherheiten zu akzeptieren.
·
Die Regierungen
der Euro-Zone sollten übereinkommen die griechischen Staatsanleihen
für einen Zeitraum von drei Jahren neu zu strukturieren. Die dabei nötigen Summen
erfordern dabei nicht die Beteiligung des IWF. Dessen Teilnahme wäre höchstens
aus politischen Erwägungen gerechtfertigt Dies würde die Marktzinsen für
griechische Bonds umgehend und drastisch senken. Der Zins für Staatsanleihen im
Euro-Raum sollte sich explizit am Marktzins für deutsche Bundesanleihen oreintieren. Dieser zuzüglich eines Aufschlages sollte so
gestaltet sein, daß sich die bestmöglichen
Konditionen für eine Konsolidierung ergeben aber auch ein Moral Hazard vermieden wird
·
Griechenland akzeptiert
die verschärfte Überwachung seiener öffentlichen
Finanzen. Es legt ein langfristiges Paket zur Haushaltskonsolidierung vor, so
dimensioniert daß negative Auswirkungen auf die
Nachfrage so gering wie möglich zu halten. Kurzfristig ist hier insbesondere
die drastische Reduzierung der Steuerhinterziehung zu nennen. Auf mittlere
Sicht muß ein Haushaltsüberschuß
erwirtschaftet werden. Für eine begrenzte Zeit sollen Löhne eingefroren werden
und weitere Maßnahmen zur Wiedererlangung der Konkurrenzfähigkeit seiner
Produkte angegangen werden.
·
Die Überschußländer verpflichten sich zu finanziellen Stimuli
und Lohnsteigerungen über Produktivitätswachstum Allgemein müssen die Exit-Strategien im Rat so koordiniert werden daß eine flächendeckende wirtschaftliche Erholung
gewährleistet wird und die Nachfrage sich erholen kann Dies erfordert
asynchrone Exit-Strategien. Defizitländer müssen sie
zuerst anwenden. Überschuss-Länder folgen später. Nach dieser Stabilisierung
muss sich die Lohnpolitik wieder am
jeweils nationalen Produktivitätswachstum und dem EZB Inflationsziel
orientieren.
·
Griechenland ist
nicht das einzige Krisenland. Die Politk ist
gefordert eine Ausweitung der Krise auf andere gefährdete Länder zu verhindern.
Die Ausgabe von Eurobonds, mit einer Möglichkeit für die Zentralbank diese auf
dem sekundären Markt aufzukaufen, sollte in Betracht gezogen, um die
Finanzierungskosten zu senken. Darüber hinaus sollte die EU alle zur Verfügung
stehenden Koordinierungsmechanismen für das Krisenmanagement aktivieren
insbesondere für die symetrische Angleichung von
Überschuss und Defizit-Ländern. Die Überwachung der Schulden-Spar-Dynamik im
auch im Privatsektor ist nötig , und damit eine
Fokussierung auf die Leistungsbilanz. Einbeziehung der Lohn-und
Preisbildung und somit die Stärkung der Rolle der Sozialpartner. Ein
Ausgangspunkt hierfür sind die
vorgeschlagenen Leitlinien EU2020. Sie müssen entsprechend überarbeitet werden.
Die griechische Krise ist
eine Chance um die europäische Integration zum Wohle aller Bürger
voranzutreiben. Aber die gegenwärtige Politik basiert auf Fehleinschätzungen
der wirtschaftlichen Verflechtungen und kurzsichtige und falsche Ansichten über
die "nationalen" Interessen Sie droht die Währungsunion zu zerstören,
wirft die europäische Integration zurück und gefährdet ihre wirtschaftliche und
politische Zukunft. Die EWU kann so einfach nciht
weitermachen. Wir appellieren an die europäische Politik, europäische Lösungen
im Interesse aller europäischen Bürger zu entwickeln.