Zurueck zur Homepage
Attac Alsfeld /Vogelsberg fordert den
Erhalt der kommunalen Wasserversorgung - Kritik am Gutachten der
Monopolkommission (18.09.2010)
Absender : Attac
Alsfeld/Vogelsberg
36323 Grebenau, den 15.09.2010
Hans-Georg Bodien
Finkenrain 3
Tel.. 06646/1230
An alle Abgeordneten des Bundestages
Unter den Linden 71
10117 Berlin (Mail)
Betreff: Trinkwasserversorgung –
Empfehlungen der Monopolkommission
Sehr geehrte Damen und Herren,
Mitte Juli 2010 hat die Monopolkommission dem Bundesminister für
Wirtschaft und Technologie ihr Gutachten überreicht. Sie befasst
sich darin auch mit dem ordnungspolitischen Rahmen für die
Trinkwasserversorgung und sieht hier ein aktuelles Problem der
Wettbewerbspolitik. Die Bundesregierung wird zum Gutachten nach
eingehender Prüfung und nach Beratung mit der Wirtschaft eine
Stellungnahme beschließen und diese dem Bundestag und Bundesrat
bis Ende 2010 vorlegen. Schon heute fordern wir Sie auf – sollte die
Bundesregierung die Empfehlungen der Monopolkommission zur
Trinkwasserversorgung übernehmen - die Vorlage abzulehnen.
Begründung: Eine zentralistische Regulierung (Handlungskompetenz
soll Bundesnetzagentur übertragen werden) bedeutet die
Zerschlagung der primär dezentralen und gut funktionierenden
kommunalen Trinkwasserversorgung in Deutschland. Private Anbieter
werden jubilieren.
Trinkwasser- das wichtigste Lebensmittel - wird dann zur
Handelsware mit dem Ziel größtmöglichen Profits. Wo das
hinführt, belegen England und Wales – Steigerungen der
Verbraucherpreise, aber auch der Direktorengehälter und des
Börsenwertes der Wasserbetriebe, mangelnde Bereitschaft zu
Netzsanierungen, Verschlechterung der Wasserqualität, steigende
Wasserverluste. Berlin ist ein ähnlich erschreckendes Beispiel auf
nationaler Ebene. Die Bilanz der Teilprivatisierung der Wasserwerke
zeigt riesige Arbeitsplatzverluste, unverantwortliche Reduzierung der
Instandhaltungskosten verbunden mit enormen Arbeitsplatzverlusten bei
Zulieferern, Gebührenerhöhungen um inzwischen 35%, aber
eine garantierte Rendite für private Teilhaber für 28 Jahre.
Der größte börsennotierte Wasserversorger der Welt
Veolia (früher Vivendi) reibt sich hier besonders die
Hände.
Sehr geehrte Damen und Herren, es besteht keinerlei Handlungsbedarf in
Sachen Trinkwasserversorgung - Anstrengungen zur
Rückholung bereits privatisierter oder teilprivatisierter
Wasserwerke in rein öffentlich-rechtliche Verantwortung
ausgenommen. So stellen kommunale Versorger Trinkwasser in bester
Qualität und gewünschter Menge zu vernünftigen Preisen
zur Verfügung. Auch ist eine nachhaltige Wasserwirtschaft
garantiert.
Weiter sichert die Kommune durch eigenständige Trinkwasserver- und
Abwasserentsorgung öffentliche Arbeitsplätze und
Arbeitsplätze beim Handwerk vor Ort.
Mit ihren Vorschlägen der zentralistischen Regulierung der
Trinkwasserversorgung fährt die Monopolkommission eine sehr
heftige Attacke gegen den sensibelsten Bereich der kommunalen
Daseinsvorsorge und damit gegen die wichtigste Säule des
verfassungsrechtlich verbrieften Rechts auf kommunale
Selbstverwaltung(Art.28 Grundgesetz; ebenso in den Landesverfassungen
verankert), gleichbedeutend mit einer unverantwortlichen
Aushöhlung der Gemeinde als Grundlage der Demokratie.
In Erwartung Ihrer Antwort
mit freundlichen Grüßen
Hans-Georg Bodien