5OO Millionen für 17O Projekte - Frankfurter SPD rät von Öffentlich Privater Partnerschaft ab

Von Matthias Arning

Die Sozialdemokraten haben davor gewarnt, sich bei der Sanierung der Frankfurter Brücken auf „das gefährliche Experiment" einer Öffentlich Privaten Partnerschaft einzulassen. Bislang habe die Stadt oft genug schlechte Erfahrungen mit der Gewährleistung durch private Investoren gemacht, sagte die Stadtverordnete Ursula Busch am Dienstag.

Außerdem bringe die mit drei Jahrzehnten überaus lange Laufzeit eines entsprechenden Kontraktes viele Unwägbarkeiten mit sich. Deswegen wäre die Stadtregierung gut beraten, die Finger von dem Projekt zu lassen und 170 Bauwerke mit Gesamtkosten von 500 Millionen Euro sanieren zu wollen. Der Vorstand des SPD-Unterbezirks beschloss am Montagabend, das Projekt abzulehnen.

Kämmerer mahnt zur Eile

Noch vor der Sommerpause strebt Stadtkämmerer Uwe Becker, der die Partnerschaft gemeinsam mit
Verkehrsdezernent Lutz Sikorski vorantreiben will, eine Entscheidung des Stadtparlaments an. Eine Grundsatzentscheidung solle das sein, heißt es am Dienstag in seiner Behörde: Mit dem Votum der Stadtverordneten, ein solches Projekt anzugehen, könne es eine Ausschreibung geben.

Schließlich brauche so etwas Zeit, so dass mit einer dann endgültigen Entscheidung gar nicht vor dem Frühjahr 2012 zu rechnen sei. Dann müsse das Parlament klären, ob Frankfurt das machen wolle.
Allerdings mahnt der Kämmerer zur Eile. Zu seinen Argumenten für die Partnerschaft gehört die Zeitfrage: Anders als mit eigenen Kräften ließen sich die Sanierungsarbeiten von Privaten rasch angehen. Selbst wenn die Gesamtkosten von 500 Millionen Euro für 170 Bauprojekte bombastisch klinge, relativiere sich alles, wenn das Vorhaben in „realistischer Dimension" erscheine.
Schließlich seien Sanierung und Bestandspflege auf drei Jahrzehnte angelegt. Deswegen ärgert sich Becker auch über die Horrorszenarien, die sozialdemokratische und linke Kritiker in diesem Zusammenhang entwerfen.

Die Brücken dürften nicht die letzten Investitionsfälle gewesen sein, in denen auch andere Kommunen über Öffentlich Private Partnerschaften nachdenken. Bis zum Jahr 2020 berechnete das Deutsche Institut für Urbanistik einen Investitionsbedarf der Kommunen in Höhe von 704 Milliarden Euro. Der größte Batzen würde auf den Bau und den Erhalt von Straßen entfallen: 161 Milliarden Euro.

Ein Tag des offenen Diskurses

Darüber dürfte zu reden sein. Kommende Woche bei der Global Business Week auf dem Frankfurter Messegelände. Der Mittwoch, 19. Mai, bleibt der Konferenz „Entwicklungspartnerschaften der Zukunft" vorbehalten. „Wir möchten mit diesem Tag einen offenen Diskurs über das Entwick-lungspotenzial von Öffentlich Privaten Partnerschaften eröffnen", sagt Peter Walter. Er war Landrat des Kreises Offenbach und Vorsitzender des Vereins Öffentlich Private Partnerschaft in Hessen.

(Frankfurter Rundschau vom 12./13.05.2010)