Kreisanzeiger vom 12.05.2005
Sparkassen-Fusion: Wetterauer Dominanz
Landrat Gnadl nannte vor dem Kreistag Einzelheiten
Michael GiersREGION. Wenn die Entscheidungsträger im Vogelsbergkreis bis zuletzt den Eindruck erwecken wollten, die beschlossene Fusion der Sparkassen sei einigermaßen auf Augenhöhe beider Partner durchzuführen, dann ist dies gestern ad absurdum geführt worden.
Da nämlich gab der Wetterauer Landrat Rolf Gnadl vor dem Kreistag weitere Fakten bekannt. Demnach ist die Dominanz der Wetterauer Sparkasse in der künftigen Sparkasse Oberhessen ganz eindeutig. So wird das Anteilsverhältnis in der Einheitssparkasse (es gibt keine Zweckverbandslösung) 74 Prozent für die Wetterau und nur 26 Prozent für die bisherige Sparkasse Vogelsbergkreis lauten. Deutlicher geht es kaum.
Dies, so Gnadl, habe sich aus dem rechnerischen Proporz der Kennzahlen
des Sparkassen-Verbandes ergeben.
Im Verwaltungsrat des gemeinsamen Hauses sitzen demnächst nur noch
vier Vogelsberger, aber elf Leute aus der Wetterau.
Was den Vorsitz in dem Kontrollgremium betrifft, sei das noch Verhandlungssache.
Durchaus möglich, dass der Landrat aus der Wetterau als Dauerlösung diesen
Part übernimmt, und der Vogelsberger Kollege immer sein Stellvertreter
ist.
Ebenfalls in der Diskussion: Ein Zeitmodell im Verhältnis 1:2 oder
1:3. Was bedeuten würde: Zwei oder drei Jahre ist der Landrat des Wetteraukreises
Verwaltungsratsvorsitzender, danach jeweils ein Jahr der Landrat aus dem
Vogelsberg.
Juristischer Sitz der Sparkasse Oberhessen wird Friedberg sein, wo auch die Führungszentrale mit Vorständen angesiedelt ist. Gnadl: "Etwas anderes kommt überhaupt nicht in Frage." In dem Zusammenhang nannte er die aktuellen Verhältnisse bei der Sparkasse Vogelsbergkreis als abschreckendes Beispiel, weil in Alsfeld und Lauterbach jeweils eigenständig agiert wurde, was unter einem Dach wenig erfolgversprechend sei.
Die künftige personelle Führungsebene bezifferte Gnadl mit "drei bis
vier Vorständen." Die beiden amtierenden Wetterauer Direktoren Günter Sedlak
und Reinhold Wintermeyer seien gesetzt, Sedlak würde zudem Vorstandschef.
Was auch beinhaltet: Von den drei Vogelsberger Vorständen werden mit
Sicherheit nicht mehr alle auf der Kapitänsbrücke Platz finden. Wahrscheinlich
bleibt mit dem an Jahren jüngsten Thomas Falk nur noch einer übrig.
Gnadl wollte zudem den Wetterauer Kreisparlamentariern deutlich machen, warum er ohne Unterrichtung der Gremien so schnell handeln musste. Die Negativ-Entwicklung bei der Sparkasse Vogelsbergkreis sei plötzlich an Geschwindigkeit dramatisch vorangeschritten. "Da musste ich ohne zu zögern die Vorwärtsstrategie anwenden."
Immer mehr kristallisiert sich nun also heraus, in welcher Schieflage sich das Geldinstitut im Vogelsberg befindet. Die Bankenaufsicht war offenbar ständig zu Gast, wie früher bei der damals noch selbstständigen angeschlagenen Volksbank Gedern.
So waren am Rande des Wetterauer Kreistags auch erste kritische Stimmen
aus CDU-Kreisen zu vernehmen. Man müsse deutliche Zahlen darüber erhalten,
welchen "Fußkranken" man sich da einkaufe. Es könne nicht angehen, dass
die guten Resultate der Sparkasse Wetterau durch den Zusammenschluss einer
Gefährdung ausgesetzt würden.
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