Der Druck wächst
Von Rolf Obertreis, Frankfurt
Die Deutschen kommen mit der überfälligen Konsolidierung im Bankenmarkt vor allem deshalb nicht voran, weil die einzelnen Institutsgruppen nicht aufgebrochen werden. Volksbanken fusionieren mit Volksbanken, Sparkassen mit Sparkassen und Privatbanken mit Privatbanken. Über die Institutsgrenzen hinweg läuft nichts. Das hängt an Sparkassen-Funktionären und an Landespolitikern, die an überkommenen Gesetzen festhalten, um sich ihren Einfluss zu sichern.
Die Unfähigkeit der deutschen Kreditindustrie, ihre Probleme selbst zu lösen, ruft fast zwangsläufig ausländische Banken auf den Plan. Die anstehende Übernahme der HypoVereins-bank durch die italienische Unicredito könnte eine Welle ins Rollen bringen, die auch die Commerzbank mit reißt und möglicherweise auch nicht vor der Deutschen Bank halt macht. Wenn die deutschen Institute es nicht schaffen, wird die Branche unter der Regie der ausländischen Konkurrenz bereinigt.
Letztlich macht ihr geringer Börsenwert deutsche Großbanken
anfällig für ausländische Konkurrenten. Übernahmen
sind auch mittelfristig eine wahrscheinliche Perspektive. Der deutschen
Industrie allerdings kann es nicht recht sein, wenn ausländische Banken
die Regie übernehmen: Beim Exportgeschäft wären sie auf
Institute angewiesen, die möglicherweise nicht nur rein geschäftliche
Interessen verfolgen. Auch dies zeigt: Die Bereinigung des deutschen Bankenmarktes
sollte aus Deutschland heraus bewältigt werden. Der Sparkassensektor
muss sich endlich öffnen. Der Druck wird immer größer.