Verkauf der Fraspa an die Helaba könnte noch am Bürgerverein scheitern / Arbeitnehmervertreter fordern Beschäftigungsgarantie
Nach der grundsätzlichen Einigung auf eine Übernahme der Frankfurter Sparkasse durch die Landesbank wächst bei den Beschäftigten die Sorge vor Stellenabbau. Die Parteien haben sich für die Lösung ausgesprochen, die Entscheidung der Polytechniker könnte aber noch spannend werden.
VON THOMAS STROHM
Frankfurt a.M. · 22. Juli · Mehr als 300 verdiente Bürger in Frankfurt und Umgebung werden in der kommenden Woche Post von Klaus Ring bekommen. Der Präsident der Polytechnischen Gesellschaft will die Mitglieder über das am Mittwoch in der Wiesbadener Staatskanzlei gefundene Zukunftsmodell für die Fraspa informieren und eine außerordentliche Mitgliederversammlung ankündigen, deren Termin aber noch nicht feststeht. Die Beteiligten von Fraspa, Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Sparkassenverband und den Ländern Hessen und Thüringen hatten sich im Grundsatz darauf geeinigt, dass die Fraspa eine eigenständige Tochter der Helaba werden soll. Dies steht jedoch unter dem Vorbehalt der Entscheidung von diversen Gremien. Spannend dürfte es aber einzig bei der Polytechnischen Gesellschaft werden.
Wie er die Stimmung unter den Polytechnikern einschätzt? Zu dieser Frage hält sich Ring bedeckt: Er könne Entscheidungen nicht vorgreifen. Zusammen mit Paul Wieandt, der für den Bürgerverein das Amt an der Spitze des Verwaltungsrats der gebeutelten Sparkasse übernommen hat, wolle er das Modell erläutern. Dies sei ein "offener Prozess". Ebenso wenig festgelegt sei die Höhe der künftigen Beteiligung. Kolportiert wurden je fünf Prozent, die Polytechniker und Stadt noch halten sollen. Dies sei zwar nicht aus der Luft gegriffen, aber das Ergebnis sei offen, sagt Ring. Derzeit sind 40 Prozent in städtischem Besitz, 60 Prozent gehören dem Bürgerverein. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat aber neben der Fraspa auch schon deren Hauptträger ins Visier genommen, weil er freigestellte Manager in seinen Vorstand wählte. Sollten sich die Mitglieder nach diesem Affront einem Modell verschließen, das von allen Beteiligten - auch der Bafin - erarbeitet wurde, könnte dies nach Ansicht von Beobachtern die Zuverlässigkeit der Polytechnischen Gesellschaft als Sparkassen-Träger endgültig in Frage stellen.
Sowohl Stadt als auch Polytechniker und Helaba wollen eigene Bewertungsgutachten für die Fraspa in Auftrag geben. Stadtkämmerer Horst Hemzal hatte den Wert der Sparkasse mit einer Milliarde Euro veranschlagt - die sicher alles andere als zu niedrig gegriffen waren. In welcher Höhe aber auch immer die Polytechniker Geld für ihre Anteile bekommen - sie können damit ihre wirtschaftliche Basis stabilisieren, wie Ring sagt. Damit könne der gemeinnützige Auftrag, besser erfüllt werden. Im vorigen Jahr hatten sie von der Fraspa 225 000 Euro bekommen - in diesem Jahr wurde die schon angekündigte Ausschüttung wegen der prekären Lage halbiert. Zusammengehen mit der Helaba und Reduzierung der Anteile, um die gemeinnützigen Aufgaben besser erfüllen zu können - exakt dies hatte der Ex-Präsident der Polytechniker, Hans-Jürgen Hellwig, schon im März vorgeschlagen. Er wurde nach harten Auseinandersetzungen, bei denen er wegen dieser Position angefeindet wurde, abgewählt. Ring rechnet nicht mit einem "Vollzug" in diesem Jahr - Zeitdruck, das habe das Gutachten von Goldman Sachs bestätigt, gebe es nicht.
Bei den Beschäftigten der Sparkasse wächst indes die Sorge um den Arbeitsplatz, nachdem in den vergangenen beiden Jahren rund 600 Vollzeitstellen abgebaut wurden. Der hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU), der die nun gefundene Lösung schon seit dem vorigen Jahr forciert hatte, beruhigt, er rechne nicht mit betriebsbedingten Kündigungen, sondern wenn nötig mit Personalabbau durch natürliche Fluktuation. Auch der Personalratsvorsitzende der Helaba in Frankfurt, Heinz Düringer, sagt, dass die Beschäftigten "keine großen Befürchtungen" hegen müssten. Schließlich gebe es zwischen der Großkundenbank Helaba mit etwa 3000 und der Massenkundensparkasse Fraspa mit rund 2000 Beschäftigten nur wenige Überschneidungen. Leonhard Regneri, Betriebsratsvorsitzender bei der Fraspa, sieht das ähnlich: Es gehe um keine Fusion mit einem Partner der das gleiche Geschäft betreibe. Zudem solle die Fraspa nach den nun bekannt gewordenen Plänen als eigenständige Tochter arbeiten. Wegen des "Eigentümerwechsels" sehe er auch nicht, dass Abteilungen zusammengelegt werden könnten. Vorsorglich fordert Regneri eine Arbeitsplatz-Garantie.
Helaba und Fraspa arbeiten schon in einigen Feldern wie der Wertpapierabwicklung zusammen - dies wird nun zwischen einer Mutter auf der einen und einer Tochter auf der anderen Straßenseite im Frankfurter Bankenviertel enger werden. Was nicht automatisch Stellenabbau nach sich ziehen muss. So könnte etwa das Risikomanagement der Helaba von der Fraspa genutzt werden - angesichts der Millionenausfälle durch Kredite sicher sinnvoll. Vor allem in der Verwaltung aber dürfte sich sparen lassen - dies würde, so meinen Befürworter der Lösung, aber auch bei einer Eigenständigkeit der Fraspa passieren. Aufgaben der Personalabteilung kann man auch an Fremdfirmen abgeben - oder derlei von der Mutter erledigen lassen. Einen Einmarsch der Helaba bei der Fraspa aber wird es nicht geben, so wird allseits versichert.
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Dokument erstellt am 22.07.2004 um 18:01:23 Uhr
Erscheinungsdatum 23.07.2004