Der Betriebsratsvorsitzende der Fraspa, Leonhard Regneri, befürchtet durch die Fusion mit der Landesbank keine schweren Einschnitte
Frankfurter Rundschau: Herr Regneri, was müssen die Beschäftigten der Frankfurter Sparkasse bei einer Übernahme durch die Helaba fürchten?
Leonhard Regneri: Es gibt sicherlich Risiken für die Arbeitnehmer, das will ich nicht verschweigen. Aber in den Geschäftsfeldern gibt es wenig Überschneidungen. Und die Sorgen der Mitarbeiter, die es natürlich gibt, müssten auch da sein, wenn wir alleine blieben. Der Druck, bei den Personalkosten zu sparen, wäre dann sogar größer.
Mit der Übernahme sollen aber die Kosten der beiden Häuser gesenkt werden. Wo könnten Synergien genutzt werden?
Wir fusionieren nicht. Die Verbindung hat strategische Gründe, es geht nicht um Kostensynergien. Die Helaba profitiert bei den Rating-Agenturen vom Privatkundengeschäft der Fraspa, wir verbessern unsere Risikotragfähigkeit. Aber die Sparkasse ist ein wirtschaftlich tragfähiges Institut mit guten operativen Ergebnissen, die in diesem Jahr bisher über dem Plan liegen. Der strategische Handlungsbedarf existiert mittelfristig, wenn unerwartete Risiken auftreten.
Aber es gibt doch Überschneidungen?
Die sind geringer als man denkt. Nur weil eine Abteilung gleich heißt, hat sie nicht die selben Aufgaben. Die Möglichkeiten für Synergien sind begrenzt, wenn man nicht das gleiche Geschäft betreibt. Nehmen Sie das Beispiel Gehaltsabrechnung. Wir haben unterschiedliche Systeme in den beiden Häusern. Im Rahmen des Umstrukturierungsprojekts Offensiv wurde geprüft, die Gehaltsbuchhaltung auszulagern. Aus gutem Grund wurde das verworfen: Es wäre teurer gewesen, als es selbst zu machen. Die Transaktionskosten sind höher als die Einsparungen.
Alles bleibt beim Alten?
In einigen Bereichen würde auch rationalisiert werden, wenn wir alleine blieben. Für die Stabsabteilungen war das schon angekündigt. Das sind die Themen der gesamten Branche. Sehen Sie etwa die Kreditfabrik der Genossenschaftsbanken. Die Verbundlösung der Sparkassen sieht vor, das auch anzugehen. Auch Produkte sollen gemeinsam entwickelt werden. Noch einmal: All das käme auch auf eine eigenständige Frankfurter Sparkasse zu.
Wo arbeiten Fraspa und Helaba denn schon zusammen?
Beispielsweise ist das Wertpapier-Research abgegeben worden. Das wurde erst vor kurzem abgeschlossen und wir kaufen die Dienstleistung nun bei der Landesbank ein. Die Wertpapierabwicklung erledigt eine Helaba-Tochter für uns, die Landesbank entwickelt Anlageprodukte, und wir nutzen auch Dienstleistungen im Zahlungsverkehr.
Kommen sich Sparkasse und Landesbank bei den Firmenkunden in die Quere?
Die Fraspa will sich mit ihrer, vor wenigen Monaten verkündeten neuen Geschäftsstrategie wieder auf die kleinen und mittleren Firmenkunden in der Region beschränken. Die Helaba wiederum sucht eine bestimmte Größe. Deswegen gibt es da wahrscheinlich vernünftige Lösungen für beide Seiten.
Müssen Kunden und Angestellte Einschnitte ins Filialnetz fürchten?
Im Eckpunktepapier, das in Wiesbaden vereinbart wurde, wird das Geschäftsgebiet ebenso garantiert wie die Aufgabenstellung. Daraus schließe ich, es wird keine Einbußen im Filialbereich geben. Auch eine Flächenbereinigung mit umliegenden Sparkassen ist nicht vorgesehen. Strategische Fragen sollten nicht mit solchen Dingen belastet werden. Der Helaba geht es aber ja gerade um das Massenkundengeschäft der Sparkasse. Das sollten die beteiligten Träger auch den Mitarbeitern und den Kunden deutlich sagen: Es geht um eine strategische Transaktion, nicht darum Kosten zu senken. Wir haben in den vergangenen Jahren sowieso eher zu viele Geschäftsstellen abgebaut.
In den vergangenen beiden Jahren wurden 600 Vollzeitstellen gestrichen...
Deswegen sind die Mitarbeiter ja so verunsichert. Ich erwarte, dass es schnell verbindliche Zusagen gibt und die Arbeitsplätze bei der Frankfurter Sparkasse garantiert werden.
Ist die Übernahme beschlossene Sache, oder glauben Sie, dass die Polytechniker das Ganze noch kippen?
Es wird einen schwierigen Diskussionsprozess in der Polytechnischen Gesellschaft geben. Alle müssen sich aber die Frage stellen: Ist der Weg der Eigenständigkeit auf mittlere Sicht verantwortbar. Wenn man diese Frage verneint und bejaht, dass man einen strategischen Partner braucht, dann gibt es zur Helaba keine Alternative.
Interview: Thomas Strohm
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Dokument erstellt am 23.07.2004 um 17:28:50 Uhr
Erscheinungsdatum 24.07.2004