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Fraspa-Millionen sollen Etatloch stopfen

Römer-Bündnis diskutiert, wohin das Geld aus dem Verkauf der Sparkasse fließen soll / Kunden bleiben gelassen

Grundsätzlich ist man sich im Viererbündnis über die Zukunft der Frankfurter Sparkasse (Fraspa) als Tochter der Landesbank Hessen-Thüringen einig. Entbrannt ist die Diskussion über den Erlös aus dem Anteilsverkauf. Die Fraspa-Kunden sorgen sich eher um Arbeitsplätze und Filialen.

VON JUTTA OCHS UND DANIEL DUBEN

Frankfurt · 22. Juli · Am Tag nach der überraschend schnellen Grundsatz-Entscheidung über die Zukunft der Frankfurter Sparkasse wird im Römer bereits nachgedacht, wie die Einnahmen aus einem Verkauf der städtischen Anteile an die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) verwendet werden. Es sind die Grünen, die darauf pochen, dass das Geld "nicht einfach im großen Loch Haushalt auf Nimmerwiedersehen verschwindet", fordert Fraktionschef Lutz Sikorski. Ihr Vorschlag: Es soll eine Kulturstiftung gegründet werden, die Künstler und Projekte in der Stadt fördert. Allerdings existiert die Auflage des hessischen Innenministers, Erlöse aus Verkäufen für die Sanierung des städtischen Haushaltes zu verwenden. Darauf weist CDU-Fraktionschef Uwe Becker hin. Wie das konkret umzusetzen sei, darüber müsse "mit den Partnern gesprochen werden". Auch die FDP ist der Ansicht, dass die Einnahmen "in den Schuldendienst der Stadt" gesteckt werden müssten, so Fraktionschef Volker Stein.

Zukunft der Fraspa

Auf folgende Eckpunkte zur Zukunft der Fraspa hatte man sich geeinigt: Die Fraspa sei für die Stadt und die Region "unverzichtbar". Sie solle deshalb "in ihrem bisherigen Geschäftsgebiet" als "eigenständige Sparkasse" erhalten bleiben. Die Helaba solle, wie das Goldmann-Sachs-Gutachten vorschlage, Eigentümerin werden. Stadt ( bislang 40 Prozent) und Polytechnische Gesellschaft (60) sollen noch einen "geringen Anteil" behalten. Die Bewertung der Anteile wird nun vorgenommen. ox

Über welche Summe zureden sein wird, das allerdings ist noch sehr unklar. Einen "geringen Anteil" solle die Stadt laut der "Eckpunkte" zur Fraspa-Zukunft vom Mittwoch behalten. Derzeit hat sie 40 Prozent. Würde sie die Hälfte veräußern, könnte dies einen Erlös zwischen 150 und 200 Millionen Euro bedeuten. Das sind allerdings lediglich grobe Schätzungen, die von einem Verkaufswert für die gesamte Sparkasse von 700 bis 800 Millionen Euro ausgehen. Kämmerer Horst Hemzal (CDU) hatte zwar einmal von einer Milliarde geträumt. Allerdings mindert die nicht allzu rosige Lage der Sparkasse vermutlich den Preis. Zudem hält die Fraspa 15 Prozent am Sparkassengiroverband, dem wiederum 85 Prozent an der Helaba gehören. Auch diese Querverbindung belastet den Preis. SPD-Finanzexperte Klaus Oesterling brachte zudem gestern die Variante ins Spiel, dass die Sparkassen-Anteile nicht verkauft werden müssten. Die Helaba-Beteiligung könnte auch über eine Kapitalaufstockung erzielt werden.

Die Kunden der Frankfurter Sparkassen sehen für sich keine konkreten Probleme durch die Übernahme. "Um mich und mein Konto mache ich mir die wenigsten Sorgen", meint Kundin Kirsten Weil. Vielmehr mache sie sich Gedanken um die Arbeitsplätze bei der Fraspa. Das ist auch der Hauptkritikpunkt von Nico Salagiotes. Der junge Mann denkt spontan an frühere Bankenfusionen: "Dabei waren ja auch nur die Angestellten die Leidtragenden. Für die Kunden hat sich außer ein paar Filialschließungen nicht viel geändert."

Der 23 Jahre alte Florian Strijek hat ebenfalls keine Angst vor Nachteilen für die Kunden. Er befürchtet aber eine etwaige Kündigungswelle. Eine 50 Jahre alte Kundin warnt davor, im Zuge der Umstrukturierung viele Filialen zu schließen. Dies würde der Attraktivität der Bank immens schaden.

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2004
Dokument erstellt am 23.07.2004 um 09:49:41 Uhr
Erscheinungsdatum 23.07.2004 | Ausgabe: S | Seite: 33

KOMMENTAR

Geld zurück

VON JUTTA OCHS

Der Rahmen für die Zukunft der traditionsreichen Frankfurter Sparkasse ist abgesteckt. Die Helaba-Tochter-Lösung ist unter den gegebenen Umständen - Historie, Kunden-Psyche, Charakter der Anteilseigner, Finanzlage - keine schlechte. Mitarbeiter und Kunden können mit dem guten Gefühl in die Ferien fahren, dass immerhin die Zukunft begonnen hat. Natürlich aber bleibt noch eine Fülle von offenen Fragen.

Beispielsweise diese, ob und in welchem Umfang sich die Anzahl der Filialen und der Fraspa-Angestellten verringern wird. Beides ist wohl wahrscheinlich. Aus Sicht der Stadt ist von großer Bedeutung, wie hoch denn der "geringe Anteil" sein wird, mit dem sie weiterhin an der Fraspa beteiligt bleibt. Danach wird sich die Höhe des Verkaufserlöses richten. Und dann die wirklich brennende Frage, was mit der Summe geschehen soll.

Die Grünen haben Recht, wenn sie auf einen besonderen Umgang mit diesem Geld drängen. Die Fraspa ist nicht irgendein Grundstück, das verschleudert wird, um Haushaltslöcher zu stopfen, sondern ein Traditionsunternehmen, das letztlich den Bürgern gehört. An diese muss etwas zurückgegeben werden. Vielleicht in Form einer Kultur-Stiftung. Alles andere wäre nicht solide Konsolidierung, sondern eine Art Raub am Bürger.

Frankfurt: Fraspa-Millionen sollen Etatloch stopfen

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Dokument erstellt am 23.07.2004 um 09:49:28 Uhr
Erscheinungsdatum 23.07.2004 | Ausgabe: S | Seite: 33