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Deutsche Bank taxiert Wert der Fraspa auf eine Milliarde Euro

Im Verkaufspoker zwischen den Trägern der Frankfurter Sparkasse und der S-Finanzgruppe liegt das erste Gutachten vor

Im Verkaufspoker zwischen den Trägern der Frankfurter Sparkasse (Fraspa) und der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) liegt das erste Gutachten vor. Die Deutsche Bank taxiert den Wert der Fraspa auf gut eine Milliarde Euro.

VON BERND SALZMANN UND THOMAS STROHM

Frankfurt a.M. · 15. Februar · Stadtkämmerer Horst Hemzal (CDU) hatte den Wert der angeschlagenen Sparkasse in der Vergangenheit schon wiederholt auf mindestens eine Milliarde Euro veranschlagt. Die Deutsche Bank, die für die Stadt tätig wurde, bestätigt nun seine Kalkulation.

In der Sparkassen-Finanzgruppe wurde das Gutachten "mit Gelassenheit" zur Kenntnis genommen. "Hemzal möchte die Milliarde Euro in Stein meißeln, aber es wird noch ein paar andere Gutachten geben", heißt es. So hat die Polytechnische Gesellschaft, der zweite Träger der Fraspa neben der Stadt, die Investmentbank Goldman Sachs mit einem Gutachten beauftragt und der Kaufinteressent Helaba die KPMG. Bis Ende Februar verhandeln die Repräsentanten beider Kreditinstitute ebenso exklusiv wie geheim. Offiziell nimmt daher keine der beteiligten Parteien Stellung.

In der Sparkassen-Finanzgruppe gilt ein Preis von einer Milliarde als zu hoch. Schließlich sei die Sparkasse bekanntermaßen "in keinem guten Zustand" - ein Aufschlag von 100 Prozent auf das Eigenkapital daher nicht zu begründen.

Hemzal fühlt sich offenbar aber an das im eigenen Auftrag erstellte Wertgutachten gebunden und vermag nur äußerst enge Spielräume für Verhandlungen zu erkennen, wie es in mit der Situation vertrauten Kreisen am Finanzplatz heißt. "Wenn die Angebote deutlich unter einer Milliarde Euro liegen - wie will ein Kämmerer dann erklären, dass er sich auf ein solches Angebot einlässt", wird argumentiert. Der Kämmerer hatte schon bei früherer Gelegenheit auf die gesetzliche Verpflichtung verwiesen, den höchstmöglichen Preis zu erzielen - andernfalls könnte der Verdacht der Untreue entstehen.

Sollten die Verhandlungen mit der Helaba - trotz politischen Drucks der Landesregierung - scheitern, zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die Stadt mit einer Kapitalerhöhung die Fraspa stärken könnte und vorerst nicht veräußern würde. Die Variante eines Verkaufs an eine Privatbank gilt hingegen selbst bei grundsätzlichen Befürwortern dieser Lösung als politisch nicht durchsetzbar. Der Bevölkerung sei dies nicht zu vermitteln, heißt es - erst recht nicht bei der momentanen Diskussion über den Stellenabbau bei der Deutschen Bank trotz hoher Gewinne. Und schließlich stehen Anfang 2006 ja Kommunalwahlen an.

Fraglich wäre bei einer Kapitalerhöhung der Fraspa wiederum, wie sich der Mehrheitsträger Polytechnische Gesellschaft verhält: Zieht er mit oder lässt er nur die Stadt das Eigenkapital der Sparkasse stärken. Im Römer würde man im zweiten Fall sicher darauf bestehen, dies nicht auf dem Weg einer stillen Einlage zu machen, sondern die Mehrheit bei der Fraspa zu übernehmen. Zu oft haben sich die Stadtoberen in der Vergangenheit schon darüber beklagt, dass sie bei der Sparkasse nichts zu sagen haben. Hier könnte der nächste Poker anstehen.

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Copyright © Frankfurter Rundschau online 2005
Dokument erstellt am 15.02.2005 um 17:22:08 Uhr
Erscheinungsdatum 16.02.2005