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Frankfurt

Kommentar

Ausnahmen

VON CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT

Für die Bürger fällt jetzt eine Richtungsentscheidung mit weitreichenden Folgen: Es geht darum, wie der öffentliche Personennahverkehr der Zukunft beschaffen sein wird, was Busse und Bahnen den Kunden noch an Service bieten werden.

Die Kommunalpolitik in Frankfurt zeigte hier bisher vorauseilenden Gehorsam. Noch gibt es keine Regelung der Europäischen Union (EU), die Städte zwänge, den Betrieb von Bussen und Bahnen öffentlich auszuschreiben. Freilich schreitet die so genannte Liberalisierung fort. Der Druck privater Unternehmen auf die Politik wächst. Schon droht das Szenario, dass die EU den privaten Betrieb des Schienenverkehrs grundsätzlich erlaubt, in Frankfurt also den der Straßenbahnen und U-Bahnen. Die Konzession der städtischen Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) läuft 2011 aus.

Es ist also überfällig, dass die Politiker im Rathaus grundsätzlich festlegen, welche Bereiche der Daseinsfürsorge künftig noch Sache der Stadt sein sollen. Es gilt, einen Kern öffentlicher Dienstleistung mit guten Arbeitsbedingungen zu definieren - und zu verteidigen.

Die schwarz-grüne Koalition muss sich dieser Aufgabe stellen, statt sich einfach nur von einem Bündel von Buslinien zum nächsten zu hangeln. Im Interesse der Bürger braucht es eine Charta der öffentlichen Angelegenheiten in Frankfurt. Privatisierung kommunaler Aufgaben sollte dabei Ausnahme bleiben und nicht zur Regel werden.

Ausnahmen darf die Stadt nur zulassen, wenn sich dabei die Bedingungen für die Menschen nicht verschlechtern. Das heißt im Fall der VGF: Ihr Angebot und ihr Verkehrsnetz dürfen nicht ausgedünnt, sie sollten stattdessen ausgeweitet werden. Mit der Ausdehnung der Nachtbuslinien auf das Umland ist hier ein Beispiel gelungen.

OB Petra Roth (CDU) und Verkehrsdezernent Lutz Sikorski (Grüne) machen es sich zu leicht, wenn sie undifferenziert weitere Einsparungen von 20 Millionen Euro von der VGF fordern. Damit wird die Verantwortung der Politik auf ein Unternehmen und seine Mitarbeiter abgewälzt, die schon erheblich effizienter geworden sind.

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Dokument erstellt am 25.04.2007 um 00:08:06 Uhr
Erscheinungsdatum 25.04.2007 | Ausgabe: S | Seite: 23