Veränderung kommt nicht von alleine - Jetzt
für Alternativen kämpfen!
Attac-Erklärung zum Kongress
Kapitalismus am Ende? in Berlin, 6.-8. März 2009
Es rumort in der Gesellschaft. Über 2.000 Menschen haben ein
ganzes Wochenende kritisch über den Kapitalismus und Alternativen diskutiert. Der
Attac-Kongress hat ein Zeichen gesetzt. Zwar dreht die Politik seit Monaten
hektisch an „Stellschrauben“ - Pakete, Schirme, Spritzen in Milliarden - ja
Billionen- Höhe werden eingesetzt, doch der Absturz der Wirtschaft geht ungebremst
weiter. Immer mehr Menschen sehen: Diese Krise ist kein Betriebsunfall. Sie
wurzelt im System selbst.
Die Finanzmärkte haben sich verselbständigt. Riesige
Geldmengen wurden angehäuft und lassen sich in der Realwirtschaft nicht mehr profitabel
verwerten. Die gegenwärtige Krise bildet nur den Höhepunkt einer Serie von
Spekulationskrisen: Russland, Südostasien, Japan, Mexiko, Argentinien,
New-Economy-Blase. Nahrungsmittel- und Rohstoffspekulation sind tödlich für die
Ärmsten der Armen. Mehr Markt, mehr Liberalisierung und Privatisierung haben
mehr Hunger, Elend und Gewalt gebracht und die Umwelt- und Klimakrise
verschärft. Jetzt ist die neoliberale Profitmaschinerie unter den maßlosen Renditeansprüchen
der Shareholder kollabiert. Der Finanzkapitalismus führt in eine Sackgasse.
Andere
Wirtschaftsweisen sind nötig
Ein Systemwandel ist nötig. Hin zu einer demokratischen
Ökonomie, die am Wohl aller orientiert ist; die Mensch und Umwelt ins Zentrum
stellt und nicht den Profit. Unabhängig davon, ob und in welchem Um-fang Marktwirtschaft
sinnvoll oder notwendig ist: Konsens ist, dass Märkte und Kapital demokratisch reguliert,
begrenzt und kontrolliert werden müssen. Klar ist auch: Bildung, Gesundheit,
Altersvorsorge, Mobilität, Energiesicherheit und andere öffentliche Güter sind
keine Waren. Sie müssen nach sozialen und ökologischen Maßstäben bewirtschaftet
werden. Mehr Produktivität muss in kürzere Arbeitszeiten umgesetzt werden: Statt
Arbeitslosigkeit Zeitwohlstand und damit neue Lebensqualität! Die öffentlichen
Güter müssen für alle zugänglich sein, ihre Kosten müssen solidarisch auf alle
Schultern verteilt werden.
Demokratisierung der
Ökonomie bedeutet nicht Staatskapitalismus. Menschen dürfen weder Objekte
anonymer Marktkräfte noch bürokratischer Bevormundung sein, sondern Subjekte,
die ihr Schicksal selbst bestimmen. Beschäftigte haben über wirtschaftliche
Entscheidungen mitzureden. Das fängt mit Veto-Rechten bei
Unternehmensverlagerungen an und hört mit der Förderung selbstverwalteter
Betriebe und Genossenschaften nicht auf. Nutzer und Betroffene müssen
einbezogen werden – als Menschen mit Erfahrungen und nicht als Kunden. Das
Wissen um die beste Lösung kommt nicht von sogenannten Wirtschaftsweisen, sondern
aus dem demokratischen Ringen um Argumente & Alternativen sowie aus unserer
Lebenspraxis.
Unverzichtbar ist das drastische
Schrumpfen der Finanzmärkte, damit die Diktatur der Maximalrendite beendet wird.
Die Reichtümer, die durch die Arbeit der Menschen weltweit geschaffen werden,
müssen umverteilt werden: von oben nach unten und von Nord nach Süd. Dazu
braucht es verbindliche soziale und wirtschaftliche Rechte. Wir brauchen eine
neue Weltfinanzordnung unter dem Dach der UNO, die fairen Handel, Entwicklung und
die ökologische Wende unterstützt.
Jetzt Alternativen erkämpfen!
Zwar ist der neoliberale
Kapitalismus zusammengestürzt und seine Ideologie ist bankrott. Trotzdem werden
Alternativen nicht von allein Realität. Eine solidarische Gesellschaft entsteht
nur durch Druck von unten. Den müssen Menschen auf allen Erdteilen gemeinsam
entfalten. Nur in einer breiten Koalition von Bewegungen, Gewerkschaften,
Sozialverbänden, NGOs, Kirchen und vielen anderen lassen sich tatsächliche
Veränderungen erkämpfen.
Vernetzt Euch vor Ort,
macht lokale Aktionen! Geht am 28. März in Berlin und Frankfurt auf die Straße
und macht deutlich: „Wir zahlen nicht für Eure Krise!“ Beteiligt Euch an den
Gewerkschaftsdemos am 1. und am 16. Mai. Diskutiert auf dem
McPlanet.com-Kongress in Berlin über zukunftsfähige Alternativen. Macht die
Proteste rund um die Bildungsstreiks im Juni stark…
Lasst
uns gemeinsam die Krise zur Chance für eine andere Welt machen!